Jahrzehntelange Auszeit
Aus einem Jahr sind inzwischen 29 geworden, denn Aeschlimann kehrte bis heute nicht wieder an die Universität zurück. Stattdessen steht der Schweizer heute an der Spitze eines der renommiertesten Uhrenherstellers der Welt, der unter anderem für die erste Uhr auf dem Mond, die offizielle Uhr der James Bond-Serie und den offiziellen Zeitmesser der Olympischen Spiele bekannt ist. Wie kam es dazu?
Als der Schweizer Mitte der 1990er-Jahre in seiner Selbstfindungsphase war, befand sich die traditionsreiche Uhrenindustrie in seiner Heimat in einer tiefen Krise: Internationale Wettbewerber machten den Eidgenossen ihre globale Führungsposition zunehmend streitig. „Zwei Drittel der Beschäftigten in der Schweizer Uhrenindustrie verloren ihre Jobs“, erinnerte sich Aeschlimann am Heilbronner Bildungscampus.„Niemand wollte in der Uhrenindustrie arbeiten. Es gab keine Stellen.“
Erfolgreicher Schritt auf den asiatischen Markt
Doch eine Chance bot sich ihm dann doch: In der Zeitung war eine Stelle in der Finanzlogistik bei Omega ausgeschrieben. Aeschlimann, der zuvor bei der Investmentberatung Complementa erste Berufserfahrung gesammelt hatte, bewarb sich – und die Geschichte nahm ihren Lauf: Er stieg ins Unternehmen ein und arbeitete sich kontinuierlich nach oben. Unter anderem bekleidete er die Positionen des Vize-Präsidenten und Verantwortlichen für den Internationalen Verkauf, Retail und Distribution von Omega sowie des Brand Managers für Omega und Blancpain in Spanien. Seit 2016 steht er als CEO an der Spitze des Unternehmens. Und so gab er den Studierenden einen wichtigen Tipp auf den Weg: „Sucht euch euren Job gut aus und folgt dabei euren Instinkten. Jeder Mensch ist anders, daher gibt es keine schlechteArbeit.“
Eine seiner besten Entscheidungen sei der Schritt auf den asiatischen Markt gewesen. Aeschlimann erinnerte sich an Boutique-Eröffnungen mit Cindy Crawford in China und Indien. Ein Pionier war Omega auf dem chinesischen Markt. Doch längst hat die Globalisierung auch den Uhrenmarkt erfasst und heute gelte: „Der Kunde ist heutzutage überall auf der Welt gleich – und das ist gut so.“
Traditionsbewusst und innovativ
In der anschließenden Fragerunde mit den Studierenden präsentierte sich Aeschlimann als traditionsbewusster Geschäftsmann, der Innovationen trotzdem sehr offen gegenübersteht: Kritisch äußerte er sich über Influencer und bezeichnete Smart Watches als unpersönlich und wenig nachhaltig. Doch in der Künstlichen Intelligenzsieht er große Chancen: „Wir sollten damit arbeiten, solange sie dazu beiträgt, dass wir die richtigen Fragen stellen. Es ist wirklich interessant, in welchen Bereichen wir sie einsetzen und wie wir sie mit unseren Werten in Einklang bringen können.“
Sehr bescheiden wurde der Schweizer, als Li nach dem Vermächtnis fragte, das er einst hinterlassen möchte: „Wenn ich eines Tages von dieser Welt verschwinde, wünsche ich mir, dass zumindest eine Handvoll Leute meinen Weg weiterbeschreitet. Ich hoffe, dass unsereMarke auch in 300 Jahren noch existieren wird.“
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