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Knapp 100.000 Privatinsolvenzen in Deutschland: Anstieg um 6,6 Prozent

Knapp 100.000 Privatinsolvenzen in Deutschland: Anstieg um 6,6 Prozent Posted on 28. Februar 2025

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 99.991 Privatinsolvenzen verzeichnet, was einem Anstieg von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht (2023: 93.768). Dies sind die zentralen Ergebnisse aus dem aktuellen "Schuldenbarometer 2024" des Informationsdienstleisters CRIF.

Nach einem Rückgang um 2,5 Prozent im Jahr 2023 sind die Privatinsolvenzen von Verbrauchern und ehemaligen Selbstständigen im Jahr 2024 damit wieder angestiegen. 

„Das Jahr 2024 war für die deutsche Wirtschaft und für die Verbraucher von Herausforderungen geprägt. Vor allem die stark gestiegenen Energiepreise und höhere Lebensmittelpreise haben in der Summe zu höheren Lebenshaltungskosten geführt. Die finanzielle Situation vieler Privatpersonen in Deutschland bleibt durch die stetig steigenden Kosten angespannt“, kommentiert CRIF Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die aktuellen Zahlen. 

In der Folge werden die Menschen in Deutschland weniger Geld in der Tasche haben, um ihren Verpflichtungen wie Kreditzahlungen, Mieten oder Finanzierungen nachzukommen. Auf Dauer führt weniger Einkommen erst in die Überschuldung und dann möglicherweise in eine Privatinsolvenz.

„Aufgrund der anhaltenden Kostensteigerungen ist in diesem Jahr mit über 100.000 Privatinsolvenzen in Deutschland zu rechnen. Insbesondere Personen, die bereits zuvor am Existenzminimum lebten, sind von den Auswirkungen betroffen. Für finanz- und einkommensschwache Haushalte wird sich die finanzielle Situation voraussichtlich weiter verschärfen. Erfreulicherweise zeigt sich jedoch, dass viele Bundesbürger aufgrund von wirtschaftlicher Unsicherheit oder Zukunftsängsten eine hohe Sparmotivation aufweisen. Andernfalls wäre die Zahl der privaten Insolvenzen noch höher", so Dr. Schlein. 

In den letzten zehn Jahren gab es knapp 934.000 Privatinsolvenzen in Deutschland. Die privaten Insolvenzen hatten im Jahr 2010 nach der Finanzkrise einen Höchststand von mehr als 139.000 Fällen erreicht.
Personen, die eine Privatinsolvenz anmelden, müssen dabei keinesfalls hoch verschuldet sein. Ein Großteil der Betroffenen hat in der Gesamtsumme Schulden von knapp unter 10.000 €. Die mittlere Schuldenhöhe liegt derzeit bei circa 16.500 €.

Grundsätzlich gibt es sechs Hauptursachen, die die Betroffenen in eine finanziell prekäre Lage führen und damit eine Privatinsolvenz auslösen können. Zu den Gründen gehören Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbstständigkeit, ein nicht zum Einkommen passendes Konsumverhalten, Veränderungen in der familiären Situation wie Scheidung beziehungsweise Trennung und Krankheit. 

Privatinsolvenzen nach Bundesländern: Am meisten private Insolvenzen in Bremen, Niedersachsen und Hamburg

Im Jahr 2024 lag die durchschnittliche Zahl der Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner in Deutschland bei 119. Die nördlichen Bundesländer verzeichneten im Vergleich zu den südlichen Bundesländern eine höhere Zahl an privaten Insolvenzen. Bremen lag mit 210 Insolvenzfällen je 100.000 Einwohner an der Spitze, gefolgt von Hamburg mit 179 und Niedersachsen mit 159 Insolvenzfällen (je 100.000 Einwohner). 
Deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegen zudem die Länder Schleswig-Holstein (150) und Mecklenburg-Vorpommern sowie Nordrhein-Westfalen (je 136). Am wenigsten Privatinsolvenzen verzeichneten Bayern (79 Fälle je 100.000 Einwohner), Thüringen (90) und Baden-Württemberg (92).

Absolut gesehen stehen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (24.654), Niedersachsen (12.970) und Bayern (10.592) an der Spitze der Insolvenzstatistik.

Prozentuale Veränderungen: Stärkster Anstieg in Nordrhein-Westfalen

Die stärkste Veränderung bei den Privatinsolvenzen verzeichnete Nordrhein-Westfalen mit einem Anstieg von 14,6 Prozent, gefolgt von Hamburg (plus 11,3 Prozent) und Bremen (plus 10,8 Prozent). 
Weniger Privatinsolvenzen gab es in Sachsen (minus 7,9 Prozent), im Saarland (minus 7,2 Prozent), in Thüringen (minus 3,4 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern (minus 0,9 Prozent) und in Brandenburg (minus 0,2 Prozent).

Privatinsolvenzen nach Alter: Stärkster Anstieg in der Altersgruppe 61 Jahre und älter

Im Jahr 2024 haben insgesamt 15.574 Personen, die 61 Jahre und älter sind, Privatinsolvenz angemeldet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist dies ein Anstieg um 10,1 Prozent und damit der stärkste Anstieg im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen.

„Immer mehr Senioren sind von Altersarmut betroffen. Bei vielen Betroffenen reichen Einkommen oder Rente nicht mehr aus – in der Folge müssen sie eine Privatinsolvenz anmelden. Die weiterhin hohen Kosten und steigende Mieten werden die Situation verschärfen ", sagt Dr. Frank Schlein.

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