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Sorgen vor Energieengpässen und steigenden Preisen bremsen die Wirtschaft

Sorgen vor Energieengpässen und steigenden Preisen bremsen die Wirtschaft Posted on 24. November 2022

Die Geschäftslage der Unternehmen im Rheinland ist noch überwiegend positiv, hat sich seit Jahresbeginn jedoch deutlich eingetrübt. „Der russische Angriff auf die Ukraine hat spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaft im Rheinland“, fasst Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, die jüngsten Ergebnisse des IHK-Konjunkturbarometers Rheinland zusammen. „Durch den massiven Anstieg der Energiepreise, in dessen Folge die Inflation drastisch angestiegen ist, und durch die teilweise immer noch fragilen Lieferketten hat die Konjunktur deutlich an Schwung verloren.“

Aktuell bewerten 30 Prozent der mehr als 2.700 Betriebe, die an der Konjunkturumfrage der sieben IHKs im Rheinland teilgenommen haben, ihre Lage als gut. Zum Jahresbeginn waren es noch 38 Prozent. Parallel ist die Zahl der schlechten Beurteilungen um 4 Punkte auf 22 Prozent gestiegen. Der Lageindex aus positiven und negativen Rückmeldungen geht damit um 13 auf 8 Punkte zurück und sinkt deutlich unter den langjährigen Durchschnitt von 19 Punkten.

Im produzierenden Gewerbe berichtet die Mehrheit der Befragten von guten Geschäften. Blickt man auf die einzelnen Branchen, sind jedoch nur im Baugewerbe, im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie in der Elektroindustrie die Rückmeldungen überwiegend positiv. Dabei herrscht in den Industriebetrieben große Sorge vor einer drohenden Gasmangellage. Jeder dritte Befragte gibt an, dass die Produktion bei einer Drosselung um 25 Prozent eingestellt werden müsste. Bei einem Rückgang um 50 Prozent würden sogar 56 Prozent der Betriebe nicht mehr produzieren.

Der produktionsorientierte Großhandel profitiert noch von der Lage der Industrie, während der konsumnahe Großhandel und der Einzelhandel überwiegend schlechte Geschäfte melden. Die Dienstleister sind überwiegend zufrieden, lediglich die Befragten aus dem Bereich Medien und Kommunikation sowie der Gesundheitswirtschaft sind größtenteils unzufrieden.

Deutlich stärker als die aktuellen Lagebewertungen sind die Erwartungen der Unternehmer gesunken. Der Indexwert fällt um 48 auf -42 Punkte – und damit auf den tiefsten Stand seit Beginn der Rheinland-Datenerhebung im Jahr 2003. Lediglich bei der Lehman-Brothers-Krise zum Jahresbeginn 2009 (-41) und während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 (-39) lag der Indexwert auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Ursache hierfür ist insbesondere die Entwicklung der Energiepreise. „Für 84 Prozent aller Befragten sind die massiv gestiegenen Energiekosten das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung“, betont Bayer. „In der Industrie sagen das sogar 93 Prozent aller Unternehmerinnen und Unternehmer. Solch negative Werte hatten wir noch nie ermittelt.“ Derzeit können noch 60 Prozent der Betriebe die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergeben. Aber: „Es ist fraglich, wie lange die Kunden die Preisanstiege noch tolerieren“, warnt Bayer. „Insbesondere in der Industrie denken vereinzelte Unternehmen bereits darüber nach, Standorte zu verlagern, um Energiekosten zu sparen.“

In vielen Branchen sind neben den Energie- auch die Rohstoffpreise weiterhin auf einem hohen Niveau und verstärken die Sorgen um Nachfragerückgang. Auch der Fachkräftemangel wird von mehr als der Hälfte der Befragten als Bremsklotz für die Konjunktur gesehen. Steigende Arbeitskosten infolge der laufenden Tarifgespräche in vielen Branchen sieht fast jeder zweite Befragte als Risiko für das eigene Geschäft.

Die geringen Hoffnungen auf eine positive konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten hemmen auch die Investitionspläne der Unternehmen. Mit einem Index von -7 Punkte überwiegt die Zahl der Unternehmerinnen und Unternehmer, die Investitionen einsparen wollen. Vor allem im Großhandel und in der Kunststoffindustrie sind die Investitionsabsichten gering. Deutliche Steigerungen werden dagegen von Betrieben im Papier-, Pappe- und Druckgewerbe erwartet.

Trotz der negativen Erwartungen ist am Arbeitsmarkt mit keiner gravierenden Veränderungen zu rechnen. Jeder sechste Befragte geht sogar von einem Anstieg der Beschäftigtenzahlen aus, ein Fünftel rechnet mit einem Rückgang. Zurückhaltend sind Personalplanende in der Kunststoffindustrie und im Einzelhandel, während die IT-Branche weiterhin einen großen Bedarf an zusätzlichen Mitarbeitenden hat.

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