„Durch den Krieg in der Ukraine steht die deutsche Industrie vor ihrer nächsten Belastungsprobe. Kurzfristig dürften vor allem die zusätzlichen Lieferengpässe die Produktion belasten. Für den März zeichnet sich angesichts der Werkschließungen in der Automobilbranche aufgrund ausbleibender Vorleistungen aus der Ukraine ein deutlicher Rückgang der Industrieproduktion ab.
Bereits im Vorjahr haben die Lieferengpässe der Industrie massiv zugesetzt. Im Jahresdurchschnitt lag die Industrieproduktion um etwa 12 Prozent unter dem Niveau, das in Anbetracht der Auftragseingänge zu erwarten gewesen wäre. Dies entspricht Wertschöpfungseinbußen von etwa 70 Mrd. Euro. Zuletzt hatten sich in der Industrie Erholungstendenzen gezeigt. Im Januar ist die Industrieproduktion den vierten Monat in Folge gestiegen, und die Frühindikatoren deuten darauf hin, dass die Produktion im Februar nochmals zulegen wird. Gleichwohl hinkt die Produktion den Auftragseingängen im Januar weiterhin um rund 12 Prozent hinterher.
Durch den Krieg in der Ukraine werden die Lieferengpässe für die deutsche Industrie nochmals zunehmen. Die Belastungen für die internationalen Lieferketten sind derzeit noch schwer absehbar. Auf der Absatzseite wirkt das dicke Auftragspolster in der Industrie mildernd. So ist der Auftragsbestand aufgrund der Lieferengpässe seit dem Beginn der Pandemie um rund 30 Prozent gestiegen. Aufgrund der Lieferengpässe können derzeit ohnehin Aufträge in einem Umfang nicht abgearbeitet werden, die die zuletzt getätigten Warenlieferungen an Russland deutlich übersteigen. Vor diesem Hintergrund dürfte der Einbruch der Exporte nach Russland durch die gute Auftragslage gesamtwirtschaftlich abgefedert werden. Auch ein Rückgang der Auftragseingänge, wenn Unternehmen aufgrund der gestiegenen Unsicherheit Investitionsvorhaben zurückstellen, wird deshalb nicht voll auf die Produktion durchschlagen.“
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