Ein Zerfall der Weltwirtschaft in einen westlichen Block (EU und die USA) und einen östlichen Block mit China und Russland würde das europäische Wohlstandsniveau dauerhaft um 1,6 Prozent senken und zu Wertschöpfungsverlusten in Milliardenhöhe führen. Insbesondere die europäische Industrie und die Dienstleistungssektoren würden darunter leiden.
„Ein einseitiger Rückzug der EU aus internationalen Lieferketten würde sogar mit noch deutlich höheren Wohlstandsverlusten und einem Rückgang der industriellen Wertschöpfung in Europa von mehr als 10 Prozent einhergehen“, ergänzt Andreas Baur, Außenhandelsexperte am ifo Institut. Kleine und sehr offene Volkswirtschaften mit hohem Anteil an Handel außerhalb der EU würden in den simulierten Szenarien am meisten leiden, darunter Malta, Luxemburg, Belgien. Stark betroffen wären auch die baltischen Staaten. Die größeren europäischen Länder wären zwar noch signifikant, aber tendenziell weniger betroffen, etwa Italien, Deutschland und Spanien.
„Die EU sollte sich deshalb weiterhin für das multilaterale Handelssystem stark machen, um diese Nachteile zu vermeiden. Eine Vertiefung des europäischen Binnenmarkts und neue Freihandelsabkommen mit strategischen Partnern gewinnen zudem in einer Welt wachsender geopolitischer Spannungen erheblich an Bedeutung“, sagt Florian Dorn, Mitautor der Studie.
Mit Hilfe des ifo Handelsmodells wurden fünf geopolitische Szenarien simuliert, unter anderem auch ein gleichzeitiger Rückzug der EU, der USA und China aus internationalen Lieferketten. Dieses Szenario träfe China selbst wirtschaftlich am stärksten, gefolgt von der EU, Mexiko und Kanada.
Aufsatz: „Rethinking Geoeconomics: Trade Policy Scenarios for Europe’s Economy”, von Andreas Baur, Florian Dorn, Lisandra Flach und Clemens Fuest, in: EconPol Policy Report 44. Online unter: https://www.econpol.eu/publications/policy_report_44/rethinking-geoeconomics
Information und Forschung: Dafür steht das ifo Institut seit seiner Gründung im Januar 1949. Es ist eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Europa. Seine Forschung untersucht, wie staatliches Handeln wirtschaftlichen Wohlstand und gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig wahren und steigern kann. Das ifo Institut kooperiert eng mit der Ludwig-Maximilians-Universität, dem Center for Economic Studies (CES) und der CESifo GmbH und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Poschingerstr. 5
81679 München
Telefon: +49 (89) 9224-0
Telefax: +49 (89) 985369
http://www.ifo.de
Wissenschaftlicher Kontakt
Telefon: +49 (89) 9224-1280
E-Mail: Baur@ifo.de
Kommunikation
Telefon: +49 (89) 9224-1429
E-Mail: Geissler@ifo.de
Pressesprecher
Telefon: +49 (89) 9224-1218
Fax: +49 (89) 9224-1267
E-Mail: Schultz@ifo.de