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Gefährdung des bewährten Apothekensystems

Gefährdung des bewährten Apothekensystems Posted on 12. Oktober 2023

Die jüngsten Reformvorschläge von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach werfen erhebliche Fragen und Bedenken hinsichtlich des deutschen Apothekensystems und der Patientenversorgung auf. Obwohl die Pläne auf den ersten Blick positive Veränderungen versprechen, enthüllen sie bei näherer Betrachtung eine Vielzahl von potenziellen Gefahren, die sorgfältig analysiert werden müssen.

Ein zentrales Element von Lauterbachs Plänen ist die "Förderung von Filial- und Zweigapotheken". Diese sieht vor, die Anforderungen an Filialapotheken zu reduzieren, um die Gründung zusätzlicher Apotheken in unterversorgten Regionen zu erleichtern. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass bestehende Vollapotheken in Filialen mit eingeschränktem Leistungsangebot umgewandelt werden, anstatt neue Apotheken zu errichten. Dies könnte zu Apotheken ohne die Fähigkeit zur Herstellung von Rezepturen und ohne Notdienst führen, was die Versorgung der Patienten erheblich beeinträchtigen würde.

Die Umstrukturierung des Apothekensystems könnte die Patientenversorgung verschlechtern, da das volle Leistungsangebot in immer weniger Apotheken verfügbar wäre. Dies würde längere Wege für die Patienten im Notdienst bedeuten. Zudem ist unklar, ob in ländlichen Gebieten tatsächlich neue Apotheken entstehen würden. Die Einführung von Billig-Filialen mit niedrigeren Preisen könnte den Druck auf verbleibende Vollapotheken erhöhen, die gleichzeitig mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen müssten.

Die Planung eröffnet die Möglichkeit, dass Apotheker ihre Apotheken in Billig-Filialen umwandeln könnten. Dieses Risiko könnte vermieden werden, indem Apotheken mit eingeschränkten Anforderungen nur in Regionen mit akutem Versorgungsbedarf eröffnet werden dürften. Eine derartige Regelung existiert bereits für Zweigapotheken und könnte effektiv genutzt werden, um Versorgungsprobleme zu lösen, ohne negative Anreize zu schaffen.

Die "Fachkräftesicherung" ist ein weiterer Aspekt der Pläne, der die Vertretungsmöglichkeiten von Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA) in Filial- oder Zweigapotheken betrifft. Diese Veränderung könnte dazu führen, dass Apotheker seltener im Handverkauf präsent sind, was eine Reduzierung der Leistungen für die Patienten bedeuten würde. Die Verfügbarkeit von ausreichend qualifiziertem PTA-Personal könnte problematisch sein. Stattdessen sollten Maßnahmen zur Fachkräftesicherung die Schaffung von mehr Studienplätzen für Pharmazie und eine staatliche Finanzierung der PTA-Ausbildung einschließen.

Die vorgeschlagene "Honorierung" und die Änderung der Vergütung zur Unterstützung strukturschwacher Standorte sind sicherlich diskutabel. Allerdings sollte zunächst die drängende Unterfinanzierung des gesamten Apothekensystems angegangen werden. Eine langfristige Lösung erfordert zusätzliche finanzielle Mittel, um die Anforderungen an die Patientenversorgung zu erfüllen.

Die "Entbürokratisierung" des Apothekenalltags erscheint zwar sinnvoll, könnte jedoch von anderen Vorschlägen überlagert werden, die das System insgesamt gefährden.

Insgesamt besteht das größte langfristige Problem in Lauterbachs Plänen darin, dass sie das bewährte Konzept der inhabergeführten Apotheke gefährden. Selbst wenn dies nicht die Absicht von Minister Lauterbach ist, könnten die Umsetzung seiner Pläne zu einem anderen Ergebnis führen, bei dem Apotheken weniger von Apothekern geprägt wären. Dies könnte die Gründe, die für das Fremdbesitzverbot sprechen, untergraben und das bewährte System der inhabergeführten Apotheken in Frage stellen.

Die vorgeschlagenen Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach werfen erhebliche Bedenken hinsichtlich des Apothekensystems und der Patientenversorgung in Deutschland auf. Es ist von entscheidender Bedeutung, die komplexen Gefahren, die in diesen Plänen liegen, sorgfältig zu analysieren und sicherzustellen, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Qualität der Patientenversorgung und die Stabilität des Apothekensystems zu erhalten. Die Apotheker und Apothekerinnen stehen bereit, an einem konstruktiven Dialog zur Weiterentwicklung des Systems teilzunehmen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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