Lausanne – Das Jahr 2022 war für die Energiebranche sehr herausfordernd: Krieg in der Ukraine, hohe Abhängigkeit von zunächst gedrosselten und dann eingestellten russischen Gaslieferungen, lange Ausfälle zahlreicher französischer Kernkraftwerke, eine langanhaltende Trockenperiode und wenig Niederschläge im Hitzesommer. Angesichts einer drohenden Strom- und Gasmangellage waren die Sommermonate geprägt von neuen Höchstpreisen an den Energiemärkten. Erst seit Ende August sinken die Preise wieder. Sie bewegen sich jedoch weiterhin auf deutlich höherem Niveau als in den Vorjahren.
In diesem äusserst anspruchsvollen Umfeld ist es Alpiq gelungen, die finanziellen Herausforderungen aus eigener Kraft zu meistern und gleichzeitig die operative Performance deutlich zu verbessern. So lag das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA vor Sondereinflüssen) im Jahr 2022 bei 473 Mio. CHF und damit 161 Mio. CHF höher als im Vorjahr. Alpiq hat durch die vorausschauende Bewirtschaftung des hochflexiblen und effizienten Produktionsparks einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Schweiz und in Europa geleistet.
Antje Kanngiesser, CEO Alpiq
«Wir haben 2022 in allen Bereichen unter hohem Druck sehr gut gearbeitet, konnten unsere Kunden und Partner unterstützen. Wir haben mit dem zuverlässigen Betrieb unserer Kraftwerke zur Versorgungssicherheit im Winter beigetragen. Für die Teilnahme an der Wasserkraftreserve des Bundes haben wir ‘Berge versetzt’: Grosse Energiemengen auf den Märkten zurückgekauft, lang geplante Wartungsarbeiten verschoben und mit dem Fokus auf Schadloshaltung ein um 70 Mio. CHF tieferes operatives Ergebnis in Kauf genommen.» Nach 14-jähriger Bauzeit konnte per 1. Juli 2022 das 900-MW-Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance im Südwesten des Kantons Wallis in Betrieb genommen werden. Das Kraftwerk trägt seitdem wesentlich zur Netzstabilität bei und ist in der Lage, sehr kurzfristig viel Leistung zur Verfügung zu stellen – dies, um kurzfristig Energie zu produzieren oder überschüssige Energie aus dem Netz aufzunehmen und zwischenzuspeichern. Im September wurde das Kraftwerk offiziell eingeweiht.
Weniger Niederschläge, Wasserkraftreserve und Systemstabilität
Alle von Alpiq kontrollierten Anlagen sowohl in der Schweiz als auch im Ausland haben die Erwartungen in Bezug auf technische und kommerzielle Verfügbarkeit entweder erfüllt oder gar übertroffen. Diese Verfügbarkeit stellte die Grundlage für ein sehr erfolgreiches Asset Trading dar. Im abgelaufenen Jahr konnte Alpiq die Kraftwerke und deren Flexibilität optimal am Markt einsetzen und damit zur Versorgungssicherheit und Systemstabilität beitragen.
Der Geschäftsbereich Switzerland hat wesentlich zur hohen Verfügbarkeit der Anlagen beigetragen. Und dies in einem sehr anspruchsvollen Jahr, das von tieferen Zuflüssen infolge geringerer Niederschläge belastet wurde. Der aussergewöhnlich starke Schmelzwasserzufluss durch die Gletscherschmelze in der Sommerhitze und das vorausschauende Wassermanagement haben dazu geführt, dass wir in den meisten Speicherseen im Wallis im Herbst dennoch gute Füllstände verzeichneten. Die hohen Produktionsmengen aus den stabil und zuverlässig laufenden Kernkraftwerken Gösgen und Leibstadt konnten die geringere Liefermenge aus Frankreich nahezu kompensieren. Die Teilnahme an der Auktion für die Wasserkraftreserve und die damit verschobene Produktionsmenge von 218 GWh ins laufende Jahr haben das Ergebnis zugunsten von 2023 geschmälert. Insgesamt schloss der Geschäftsbereich mit einem bereinigten operativen Ergebnis von 3 Mio. CHF nur minimal unter Vorjahr (7 Mio. CHF) ab.
Der Geschäftsbereich International erzielte mit 134 Mio. CHF ein sehr gutes bereinigtes operatives Ergebnis (Vorjahr -17 Mio. CHF). Wesentliche Faktoren waren dabei die hohe Zuverlässigkeit unserer flexiblen Gaskraftwerke in Italien, Spanien und Ungarn. In Kombination mit hohen Preisen haben sie zusätzlich zu unserem vorausschauenden Agieren im Kundengeschäft zum starken Ergebnis beigetragen. Die hohe Verfügbarkeit unserer Kraftwerke (Erneuerbare und Gas-Kombi) hat einen wesentlichen Beitrag zur Systemstabilität und zur Versorgungssicherheit der jeweiligen Länder geleistet.
Der Geschäftsbereich Trading hat den gut aufeinander abgestimmten Kraftwerkspark von Alpiq optimal bewirtschaftet, effizient eingesetzt und in diesem sehr herausfordernden Jahr beim Liquiditätsmanagement eine massgebliche Rolle gespielt. Er konnte den Beitrag am bereinigten operativen Ergebnisbeitrag um 49 Mio. CHF auf 387 Mio. CHF steigern. Die hohe Volatilität der Preise und die unvorhersehbare Verfügbarkeit von Kraftwerken, wie auch von Rohstoffen, haben den verschiedenen Tradingdesks ausserordentlichen Einsatz abverlangt.
Begrenzung der Liquiditätsrisiken dank sofortigen Massnahmen
Im Jahr 2022 hat Alpiq konsequent ihre finanzielle Flexibilität maximiert und den Liquiditätsbedarf wo immer möglich reduziert und aktiv bewirtschaftet. Durch rasches, bestimmtes und koordiniertes Handeln über die Geschäftsbereiche hinweg konnte das Unternehmen nachhaltig stabilisiert werden. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Management, dem Verwaltungsrat wie auch den Aktionären hat Vertrauen, Widerstandskraft und Resilienz ins Geschäftsmodell der Alpiq gebracht.
Luca Baroni, CFO Alpiq
«Die Preisverwerfungen haben uns enorm herausgefordert. Durch einen beeindruckenden und ausdauernden Einsatz unserer Mitarbeitenden über alle Bereiche und Stufen hinweg haben wir es geschafft, diese schwierige Lage selbst zu meistern.»
Mit rund 1,5 Mrd. CHF per 31. Dezember 2022 hat Alpiq ihre Liquidität gegenüber dem Vorjahr stark erhöht und ist hinsichtlich erwartbarer Risiken solide aufgestellt. Ein bedeutender Anteil dieser Liquidität konnte aus der operativen Geschäftstätigkeit erwirtschaftet werden: der operative Cashflow beläuft sich im Geschäftsjahr 2022 auf 734 Mio. CHF, was einer Steigerung von über 1 Mrd. CHF verglichen zum Vorjahr entspricht. Der sogenannte «Headroom», also die operative Liquidität plus die offenen kommittierten Kreditlinien, lag per Ende 2022 bei 2 Mrd. CHF, rund doppelt so viel wie Ende 2021. Dies ist auch das Ergebnis der erfolgreichen Finanzierung über die Finanzmärkte. Zusätzlich konnte Alpiq auf die Unterstützung der Aktionäre zählen, welche Alpiq neu eine gesicherte Kreditlinie gewährten, die bislang nicht in Anspruch genommen wurde.
Auch mit Ergebnisverschiebung starkes Reinergebnis
Der rasche Anstieg der Strompreise hatte einen sehr grossen, negativen Einfluss auf die Bewertung der Absicherungsgeschäfte für die eigene Produktion. Es handelt sich um einen temporären Effekt ohne Einfluss aufs operative Geschäft, der gemäss IFRS-Rechnungslegungsvorschrift erfasst werden muss. Im Jahr 2022 beläuft sich der negative Nettoeffekt in dieser Stichtagsbewertung auf das IFRS-Ergebnis auf 250 Mio. CHF.
Ebenfalls stark negativ ins Gewicht fällt die Performance der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (STENFO). Infolge des schwachen Börsenjahres 2022 belastet diese das Reinergebnis vor Steuern (IFRS) mit -276 Mio. CHF.
Diese nachteiligen nicht-operativen Effekte werden durch die operative Leistung jedoch weitgehend kompensiert. Insgesamt schloss das Jahr 2022 mit einem positiven Reinergebnis (IFRS) von 111 Mio. CHF ab.
Eine Milliarde für den Ausbau erneuerbarer Energien
Zur Bewältigung der Klima- und Energiekrise muss rasch und nachhaltig investiert werden: in Energieeffizienz sowie erneuerbare Produktions- und Speicherkapazitäten. Alpiq hat allein in der Schweiz in den letzten 5 Jahren 750 Mio. CHF in die Versorgungssicherheit investiert, zahlreiche Projekte sind in Genehmigungsverfahren, weitere stehen vor der Baueingabe wie beispielsweise die Solarprojekte Gondosolar, Prafleuri und Ovronnaz. Alpiq möchte in den nächsten Jahren gemeinsam mit ihren Partnern rund 1 Mrd. CHF in erneuerbare Produktion und Speicher in der Schweiz investieren. Beim Ausbau der Wasserkraft treibt die Alpiq vier Projekte des «Runden Tisches» voran. Höchste Priorität für die Versorgungssicherheit hat dabei das Projekt Gornerli, ein 650 GWh grosser Mehrzweckspeicher für Winterenergie bei Zermatt. Zudem stehen weitere PV-Projekte in der Pipeline, nebst alpiner Photovoltaik auch Anlagen auf Dächern von Industrie- oder Landwirtschaftsgebäuden oder Infrastrukturbauten. Bei der Evaluation und Umsetzung von Solaranlagen stehen Projekte in den Gebieten im Vordergrund, wo der Mensch bereits sichtbare Spuren hinterlassen hat sowie bestehende Infrastrukturen genutzt werden können.
Antje Kanngiesser, CEO Alpiq
«Klimawandel und Versorgungssicherheit lassen keinen Aufschub zu. Wir sind alle gefordert: Energie sparen, die erneuerbaren Energien und Speicher ausbauen und gezielt die Forschung und Entwicklung von nachhaltigen Energielösungen vorantreiben.»
Zusätzlich zu den Investitionen in der Schweiz, will Alpiq im internationalen Geschäft die erneuerbare Energieproduktion ausbauen. Im Vordergrund stehen hier die Märkte, wo Alpiq bereits über eine starke Präsenz verfügt. In der Projektpipeline sind PV-, Wind- und Wasserkraftprojekte in verschiedenen Ländern. Der Windpark Tormoseröd in Schweden sollte nach Lieferschwierigkeiten der Windturbinen nun im laufenden Jahr fertiggestellt werden können.
Alpiq erwartet auch für 2023 gute operative Performance
Das Marktumfeld bleibt weiterhin volatil und ungewiss. Durch die getroffenen Massnahmen ist Alpiq jedoch deutlich widerstandsfähiger geworden. Alpiq erwartet auch für 2023 eine gute operative Performance. Die starken Wertschwankungen und die Performance der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds können das Ergebnis aber auch im laufenden Jahr wesentlich beeinflussen. Der Verwaltungsrat der Alpiq beantragt der Generalversammlung, für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2022 keine Dividende auszuschütten.
Geschäftsbericht der Alpiq Gruppe 2022
- Finanzkennzahlen der Alpiq Gruppe – PDF (Englisch)
- Geschäftsbericht 2022 (Englisch)
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