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Credendo sieht starke wirtschaftliche Folgen des Ukrainekriegs in GUS-Staaten und Europe

Credendo sieht starke wirtschaftliche Folgen des Ukrainekriegs in GUS-Staaten und Europe Posted on 29. März 2022

Auch wenn Russland und die Ukraine nur einen kleinen Teil der weltweiten Wirtschaftsleistung ausmachen, sieht der Kreditversicherer Credendo weitreichende und akute globale Auswirkungen. Die russische Invasion treibt die Rohstoffpreise in die Höhe, insbesondere für Öl, Gas, Metall und Getreide. Diese Preisanstiege schaden den wichtigen Handelspartnern Russlands und der Ukraine. Die globalen Finanzbedingungen verschlechtern sich weiter. Das am stärksten betroffene Land ist natürlich die Ukraine, die sich im "Kriegwirtschaftsmodus" befindet und nach Kriegsende mit enormen Wiederaufbaukosten konfrontiert sein wird. In Russland ist der Rubel nach der Verhängung harter Sanktionen deutlich gefallen. Viele westliche Unternehmen verlassen das Land, der Zugang zu westlicher Finanzierung und Technologien ist abgeschnitten und der Druck, auch den Öl- und Gassektor zu sanktionieren, wächst. Credendo erwartet ein starkes Schrumpfen der russischen Wirtschaft im laufenden Jahr, Schätzungen gehen von etwa 15 % aus, und eine deutlich steigende Inflation auf etwa 20 %. Dieser abrupte Schock wird für eine große Mehrheit der russischen Bevölkerung zu einer drastischen Verschlechterung des Lebensstandards führen. Darüber hinaus haben die Behörden Gegensanktionen verhängt, die grenzüberschreitende Zahlungen an "feindliche Staaten", darunter Deutschland, betreffen.

Credendo hat angesichts dieser schwierigen Situation das Geschäftsumfeldrisiko der am stärksten betroffenen Länder neu bewertet. Während die Folgen des Krieges je nach Land und Region unterschiedlich sind, sind die GUS und Europa natürlich die am unmittelbarsten betroffenen Regionen. 

Die GUS-Region spürt erhebliche Auswirkungen, da Russland und (in geringerem Ausmaß) die Ukraine wichtige Handelspartner für viele Länder dort sind und manche von ihnen auch auf Überweisungen aus Russland angewiesen sind. Erfahrungen aus 2009 und eingeschränkt auch aus 2014 haben gezeigt, dass ein erheblicher Rückgang des realen BIP in Russland einen großen externen Schock für die Region darstellt. Basierend auf einer internen Simulation des Geschäftsumfeldrisikos, unter Berücksichtigung des realen BIP-Wachstums 2009 und der jüngsten Entwicklung der Wechselkurse (starke Abwertung des kasachischen Tenge) hat Credendo das Rating für Kasachstan herabgestuft auf Kategorie E/G, für Armenien, Georgien und Tadschikistan (Kategorie F/G) und Moldawien (Kategorie G/G). 

Auch Europa spürt die Auswirkungen des Krieges deutlich. Die westeuropäischen Volkswirtschaften sind hauptsächlich von den höheren Gas-, Öl- und Strompreisen betroffen, da alle Länder mit Ausnahme von Norwegen große Nettokraftstoffimporteure sind. Hinzu kommen Engpässe bei wichtigen Rohstoffen und Materialien, die aus Russland importiert werden, wie Weizen, Aluminium, Stahl, Nickel), verschärfte Finanzierungsbedingungen, sinkendes Geschäftsvertrauen, das zu Verzögerungen oder Stornierungen von Investitionsprojekten führt, erhöhtes Vorsorgesparen der Verbraucher und eine Zunahme der staatlichen Unterstützung für Flüchtlinge aus der Ukraine. Credendo erwartet daher eine Belastung des Wachstums der westeuropäischen Volkswirtschaften. Bei einer weiteren Eskalation des Konflikts drohen zudem Unterbrechungen der Gaslieferungen aus Russland. Die konkreten Auswirkungen auf das reale BIP-Wachstum sind schwer abzuschätzen, der Kreditversicherer geht aber derzeit davon aus, dass ein Rückgang des realen BIP in Europa vermieden werden kann. Daher wurden die Risikoeinstufungen für das Geschäftsumfeld unverändert beibehalten, mit Ausnahme von Irland und Litauen. 

Auf dem Balkan spielt Russland eine strategische politische Rolle, insbesondere in Serbien, Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina. Die Handelsbeziehungen folgen diesem Einfluss, so dass der Krieg in der Ukraine deutliche negative Auswirkungen auf diese Region haben wird, auch indirekt durch den Schock für die europäische Wirtschaft. Credendo sieht Serbien als das gefährdetste Land an aufgrund geringerer russischer Nachfrage, Auswirkungen der Sanktionen auf russische Importe Serbiens (4 % der gesamtem Im- und Exporte) und der Abhängigkeit von russischen Energieträgern. In Bulgarien und Montenegro wird der Tourismus leiden, da Russen etwa 15 % aller Besucher ausmachten. Montenegro spürt zudem seine hohen Nahrungsmittelnettoimporte (10 % des BIP). Albanien importiert die Hälfte seines Getreides aus der Ukraine und Russland. Nordmazedonien ist anfällig für Preiserhöhungen für seine Importe von Brennstoffen, Erzen und Metallen und die Unterbrechung von Lieferketten. Dennoch belässt Credendo auch hier alle Einstufungen unverändert, da die Balkanländer bereits in mittlere bis hohe Kategorien fallen. 

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