Bis zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres ist es nicht mehr lang. Vielen Betrieben fehlen noch Bewerberinnen und Bewerber, um ihre freien Ausbildungsstellen zu besetzen. Und vielen Jugendlichen fehlt die Orientierung für ihre berufliche Zukunft. Sie entscheiden sich oft für eine Schulkarriere, ein Studium oder eine Pausen-Phase, weil sie praxisorientierte Berufsausbildung in Unternehmen nicht kennen. Deshalb ist es wichtig, dass zwischen Ostern und Sommer möglichst viele Betriebskontakte insbesondere über Praktika zustande kommen. Auch Jugendlichen in den Vorabgangsklassen sollte dies angeboten werden, denn die Orientierung beim Berufseinstieg ist ein Prozess des Erkundens und Entdeckens, der lange vor dem Schulabschluss ansetzt.
Die Corona-bedingten Einschränkungen hatten zuletzt Berufsorientierung, Berufsberatung und Ausbildungsplatzsuche erheblich erschwert, da z.B. Ausbildungsmessen und Betriebspraktika kaum stattfanden. Dies hat die Unsicherheit und unklaren Berufsvorstellungen vieler Jugendlicher verstärkt. Neben der demographischen Entwicklung, sinkenden Schulabgänger-Zahlen und dem Trend zum Studium haben vor allem diese Corona-Effekte negative Auswirkungen auf die Ausbildung. Auch wenn die Ausbildungszahlen sich nach dem Corona-Einbruch 2020 wieder ein wenig erholt haben, bleibt der Fachkräftebedarf groß und steigt weiter.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil betont: „Wir sollten den Frühling auch als Aufbruch in die Berufsorientierung tragen. Das Ausbildungsjahr 2022 steht vor der Tür. Viele junge Menschen wollen jetzt herausfinden, welcher Beruf zu ihnen passt. Deshalb ermuntere ich alle Ausbildungsbetriebe, Praktika anzubieten und Betriebsbesuche zu ermöglichen. Wer heute ausbildet, hat morgen die nötigen Fachkräfte. Unterstützung bietet auch die Bundesagentur für Arbeit. Sie berät und orientiert beim Übergang von der Schule in den Beruf und informiert umfassend durch ihr Online-Angebot. Eine gute und passende Ausbildung ist und bleibt der beste Start ins Erwachsensein.“
Viele Unternehmen, Arbeitsagenturen und Kammern waren in den vergangenen zwei Jahren kreativ und haben neue digitale und hybride Formate entwickelt. So gut digitale Angebote als Alternative zu einer fehlenden Berufsorientierung auch sind: Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, Schüler, deren Eltern und Lehrer frühzeitig und direkt zu erreichen. Virtuelle Praktika, so hilfreich sie während der Pandemie auch waren, können Praxiserfahrungen im Betrieb nicht ersetzen. Die Verzahnung von Praxis und Betrieb darf nicht erst in der Ausbildung beginnen.
DIHK-Präsident Peter Adrian rief dazu auf: „Raus aus dem Klassenzimmer, rein in den Betrieb! Praktika vor Ort bieten jungen Menschen die Möglichkeit, die praxisnahe Berufliche Bildung und die reale Arbeitswelt kennenzulernen. Hier können eigene Stärken, Interessen und Talente entdeckt werden. Das ist ein Gewinn sowohl für die jungen Menschen als auch für die Wirtschaft. Denn: Nur wer weiß, was er kann und will, trifft eine fundierte Berufswahlentscheidung und wird so zu einer wertvollen Fachkraft im Betrieb.“
Die beschlossenen Corona-Lockerungen geben nun die Chance aufzuholen – mit mehr konkreter Berufsorientierung und schnellen und unkomplizierten Praktikumsangeboten vor Ort. Dazu braucht es Mut und die Bereitschaft von Betrieben und Schulen, so schnell wie möglich viele Angebote bereitzustellen, flexible Praktikumszeiträume und Formate zu ermöglichen und anzuerkennen.
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