Eine chillige Umgebung, entspannte Atmosphäre und eine inspirierende Geschichte. „Beleive in your ideas“ – die WRO-Gründerinitiative hat erneut zahlreiche Gründer, Unternehmer und Gründungsinteressierte zusammengebracht. Diesmal in Lahr, in Mayer’s Beach am Flugplatz. „Herzlich willkommen im schönsten Strandbar in der Ortenau“, begrüßte Markus Ibert, Oberbürgermeister der Stadt Lahr den mit 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern voll belegten Stadtstrand. Ibert machte den Gründerinnen und Gründern Mut: „Glauben Sie an sich selbst, stellen Sie die eigene Idee und den Glauben an sich selbst in den Vordergrund.“ „Wir helfen mit Raum, technischer Infrastruktur und mit Austauschgelegenheiten, wie diese Veranstaltung“, versprach Ibert. Die Veranstaltung hat deutlich gezeigt, dass die Stadt Lahr sich künftig intensiver für die Ortenauer Gründerszene einsetzen möchte.
Gemeinsam mit dem Flughafenareal StartkLahr wird eine stärkere Gründerausrichtung angestrebt. „Das Gebiet um den Flughafen Lahr hat sich zu einem Industrieareal entwickelt und bietet für Existenzgründer viele Möglichkeiten“, betonte Daniel Halter, Geschäftsführer des StartkLahr Business Parks. Den regelmäßigen Austausch mit Gründern hält er für extrem wichtig, damit man das Areal für Gründer attraktiv gestalten kann. „Mit StartUp Connect“ planen wir auch weitere Veranstaltungen“, so Halter.
Das erste Lob für dieses Format gab es vom Star des Abends, Snocks-Gründer Johannes Kliesch aus Mannheim. „Ich finde es Klasse was ihr hier macht, die Stadt Mannheim schafft das nicht“, rief Kliesch lächelnd in die Runde und bedankte sich für die Einladung. Kliesch ist in der Gründerszene wohlbekannt. Seine Gründergeschichte ist ungewöhnlich erfolgreich.
Angefangen hat der Snocks Gründer vor fünf Jahren, noch während seiner Bankausbildung. Trotz spannender Tätigkeit fühlte sich Johannes Kliesch fehl am Platz in der Bankenwelt. Auf der Suche nach alternativen Wegen hat er gemeinsam mit seinem Cousin verschiedene Ideen ausprobiert- von einer Trink App über Online-Poker und den Verkauf von Sneaker-Schuhen. Dann hat das Amazon FBA-Programm das Interesse der beiden Jungs geweckt. „Das FBA-Geschäftsmodell von Amazon ist perfekt für Anfänger und das Tolle dabei ist, dass man sich nicht selbst um die Logistik kümmern muss“, ist Kliesch überzeugt. Die Idee, Sneaker-Socken zu verkaufen, brauchte etwas Gedankenspielerei. „Die Frage, was verkaufen wir, haben wir lange diskutiert, hatten aber keine gute Idee“, verrät Kliesch. Die erfolglose Suche nach passenden Sneaker-Socken bei Amazon hat ihn schließlich zu dieser Idee geführt.
Wenn man Bock darauf hat, ist alles möglich
Der Einstieg ins eigene Unternehmen wurde mit 4000 Euro Eigenkapital finanziert. „Wir haben zuerst für 2.000 Euro Sneaker-Socken bei Alibaba von verschiedenen Herstellern gekauft, dann umgepackt und bei Amazon online gestellt. Am ersten Tag hatten wir nur 17 Verkäufe und dann gar keine“, so Johannes. Doch mit der Schaltung von Werbung bei Facebook haben die Cousins innerhalb eines Monats 15.000 Euro Umsatz erzielt. „Das hat ein Feuer geweckt“, so Kliesch. „Tag und Nacht haben wir uns damit beschäftigt zu verstehen, wie Werbung bei Amazon funktioniert.“ Seither zeigt die Erfolgskurve nach oben und bis heute ist das junge Unternehmen ohne Investor erfolgreich. „Wir haben 50 Tausend Euro Kredite aufgenommen um zwei weitere Produkte auf dem Markt zu lancieren – Retrosocken und höhere Sneaker-Socken, da im Winter keiner mehr die normale Sneaker-Socken gekauft hatte. Es hat aber nicht sofort funktioniert, wir mussten mehr Werbung machen “, erzählt Kliesch. Alles was die Jungs vom Verkauf erwirtschafteten, investierten sie wieder ins Unternehmen. „Neben der Ausbildung habe ich an Wochenenden an der Kasse im Media Markt gearbeitet, um zusätzlich Geld für Snocks zu verdienen. Es war immer ein hoch und runter. Erst nach dem zweiten Jahr haben wir uns die ersten Gehälter ausgezahlt.“, so Kliesch.
Die Mitarbeiter sind der Schlüssel für Wachstum
Die Einstellung der ersten Vollzeitkraft war für die Snocks-Inhaber eine lange Überlegung. „Für jemand anderen die Verantwortung zu übernehmen ist nicht einfach. „Unser erster Angestellter war Moritz, der Bruder von meinem Cousin und wir waren fast gezwungen ihn einzustellen, weil er gerade aus den USA zurück war und noch keinen Job hatte. Davor haben wir immer mit Praktikanten und Teilzeitkräfte gearbeitet haben, weil wir uns einfach nicht getraut haben Personal zu verantworten“, verrät der Gründer. Dennoch ermutigt er die anwesenden Gründer. „Wenn ihr für Euch das passende Geschäftsmodel gefunden habt, geht es nur mit zusätzlichen Vollzeitkräften Schlag auf Schlag nach oben. Ohne Mitarbeiter gibt es kein Wachstum“, so Kliesch.
Wo steht Snocks heute und was planen die zwei Cousins noch?
Heute beschäftigt Snocks 60 Vollzeitkräfte und erwirtschaftet 35 Millionen Umsatz. Dazu hat sich die Marke zu einem etablierten Brand für Basic Fashion entwickelt. Die Hälfte der Verkäufe laufen über den eigenen Onlineshop, die andere Hälfte werden über die Online-Marktplätze Amazon, Otto und Zalando erzielt.
Drei Learnings gab Johannes Kliesch an die Ortenauer Gründer. Erstens: Man soll sich auf einen Kanal fokussieren und nicht in tausend Richtungen gehen. Zweitens: Das eigene Geschäftsmodell nicht hinterfragen. Drittens: Sich um die Mitarbeiter kümmern und dafür zu sorgen, dass alle „Bock auf die Arbeit haben, denn alleine kann man es nicht schaffen.“ „Man muss mutig sein und bescheiden bleiben und möglichst vielen anderen ein geiles Leben ermöglichen. Der Spaß darf nicht verloren gehen“, rät Snocks-Gründer, bevor er sich an der Lahrer Strandbar dem Dolce Vita widmet.
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