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Lieferengpässe bei den Exportunternehmen

Lieferengpässe bei den Exportunternehmen Posted on 17. August 2021

Vor allem wegen der starken Nachfrage aus China, den USA und der EU profitieren Deutschlands Exporteure bereits den zwölften Monat in Folge von der globalen Konjunkturerholung nach der Coronakrise. So lieferten deutsche Unternehmen im April Waren im Wert von 111,8 Milliarden Euro ins Ausland, das sind 47,7 Prozent mehr als im schwachen Vorjahresmonat. Das Auslandsgeschäft mit den EU-Ländern legte um 58,6 Prozent zu. Die Ausfuhren an den wichtigsten Exportkunden USA wuchsen um 58,6 Prozent, die nach Großbritannien um 64,1 Prozent und die nach China um 16 Prozent.

Mit Blick auf den Vormonat blieben die Exporte allerdings hinter den Erwartungen zurück. Gegenüber März 2021 stiegen die Ausfuhren im April nur um 0,3 Prozent, Ökonomen hatten mit 0,5 Prozent gerechnet. Die Importe fielen zugleich mit 1,7 Prozent unerwartet deutlich. Damit lagen die Exporte um 0,5 Prozent unter, und die Importe 5,5 Prozent über dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ging zuletzt von einem Anstieg der Warenausfuhren um real 8,5 Prozent aus. Doch aktuell lasse die „Aufholjagd des deutschen Außenhandels“ noch auf sich warten, stellt BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang fest. Lang führt dies vor allem auf Lieferengpässe zurück, die zuletzt die Entwicklung der Industrie ausgebremst haben. Denn nachdem die Stimmung in Exportunternehmen im April stark gestiegen war, erhielt sie im Mai wegen der Rohstoffknappheit wieder einen kleinen Dämpfer. Die vom Ifo-Institut erhobenen Exporterwartungen der Industrie sanken auf 23,0 Punkte nach 23,9 Punkten im April.

Engpässe bei Vorprodukten
Die Auftragsbücher sind voll, aber die Produktion schrumpft: Wegen Engpässen bei Halbleitern, Bauholz und anderen Vorprodukten hätten Industrie, Bau und Energieversorger im April einen Prozent weniger hergestellt als im März, rechnet das Bundeswirtschaftsministerium aus. Die Industrieproduktion allein schrumpfte um 0,7 Prozent. Das Ministerium sprach von „einem leichten Dämpfer, der durch eine Knappheit bei Vorprodukten (vor allem Halbleiter und Bauholz) verursacht wurde“. Die Industrie sei noch von indirektem Pandemiedruck betroffen, kommentierte der Chefvolkswirt des Bankhaus Lampe, Alexander Krüger, die Entwicklung. „Längere Lieferzeiten und Materialengpässe sind eigentlich Zeichen einer Hochkonjunktur, die derzeit aber gar nicht besteht.“ Beim Bau gab es im April einen Rückgang von 4,3 Prozent. Die Energieerzeugung legte dagegen spürbar um 6,0 Prozent zum Vormonat zu.
Die enttäuschenden Zahlen schlagen jedoch auch auf den Blick in die Zukunft durch. Die Produktionserwartungen der deutschen Industrie hätten sich „auf hohem Niveau etwas verschlechtert“, teilte das Münchner Ifo-Institut auf Basis seiner monatlichen Umfrage unter den Betrieben mit. Das Bild in den einzelnen Branchen sei aber sehr differenziert, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Die Autoindustrie und ihre Zulieferer fahren ihre Erwartungen deutlich zurück, rechnen aber weiter mit Produktionssteigerungen.“ Die Bekleidungshersteller dagegen berichten erstmals nach neun Monaten, sie wollten ihre Produktion ausweiten. Ein weiterhin großer Anstieg der Produktion wird ebenfalls in den Bereichen Getränkeherstellung, bei der Produktion von Datenverarbeitungsgeräten und im Maschinenbau erwartet.

Und die exportabhängige Industrie kann von der Erholung des Welthandels nach dem Coronaknick profitieren. Nach dem historischen Einbruch 2020 dürfte die Weltwirtschaft dieses Jahr so stark
wachsen wie seit 1976 nicht mehr, sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) voraus. Treiber sollen die beiden wichtigsten Abnehmer von Waren ‚Made in Germany‘ sein: die USA und China.
Auch deshalb rechnet der BDI für das laufende Jahr mit einem deutlichen Plus. Mit abnehmenden Lieferengpässen dürften Industrieproduktion und Ausfuhren wieder deutlicher steigen. Eine vollständige Erholung der deutschen Wirtschaft hänge aber maßgeblich vom Impferfolg und einem klaren Plan hin zu neuer Normalität ab.

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Von Dirk Mewis

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