Da es den Zentralbanken nicht möglich ist, Unterstützungsmaßnahmen zurückzunehmen, bewegen wir uns schrittweise auf ein neues System zu, das wir den Weg zurück in die 70er Jahre nennen. Ein Systemwechsel erfolgt oft mit einer Änderung des Mandats der Zentralbanken wie in den späten 70er Jahren. Die Märkte erwarten jedoch, dass die Zentralbanken in der Lage sein werden, die Zinskurve FÜR IMMER zu kontrollieren. Dies ist falsch, da neue Prioritäten die Zentralbanken dazu zwingen können, sich in unbekannte Gewässer zu begeben. Die zweite Phase dieser Sequenz dürfte für die Anleiherenditen weniger günstig sein und zu einer Neugewichtung der Risikoprämien führen. Vor diesem Hintergrund gibt es einige Schlüsselfragen, mit denen sich Anleger beschäftigen sollten:
· Wie kann man die Anleiheallokation bei steigenden Renditen steuern? Der Anstieg ist möglicherweise noch nicht vorbei, aber der Weg der Beschleunigung sollte sich verlangsamen. Betrachtet man das Taper Tantrum von 2013, so geschahen mehr als zwei Drittel der Anleihekorrektur in den ersten drei Monaten. Diese Situation scheint sich Anfang 2021 zu wiederholen. Anleihen reagieren im Vorfeld auf die Bestätigung eines Wandels, und diese Bestätigung dürfte im Sommer erfolgen. Man sollte bei der Duration untergewichtet bleiben und sich die Flexibilität bewahren, bei höheren Zinsen anzupassen. Es bieten sich Gelegenheiten, bei Unternehmensanleihen Wert zu schöpfen, relativen Wert über Regionen hinweg und über Renditekurven hinweg. Dies spricht für einen flexiblen und uneingeschränkten Ansatz bei Anleiheinvestitionen.
· Werden höhere Anleiherenditen eine Blase am Aktienmarkt platzen lassen? Höhere Renditen bei US-Staatsanleihen sollte man sowohl in Bezug auf Anleihen als auch hinsichtlich Aktien beobachten. Der Abstand zwischen der US-Dividendenrendite und den langfristigen Zinsen ist null, ein Zeichen dafür, dass ein Repricing bei Aktien erwartet wurde. Es gibt auch ein Element der Irrationalität in der starken Aktienperformance in den ersten Wochen des Jahres 2021. Was wir jetzt sehen, ist eine Bereinigung einiger Übertreibungen, aber sicherlich kein Bärenmarkt. Der Aktienausblick bleibt konstruktiv, aber die Renditen werden weniger von den Zinsen und zunehmend von der Realwirtschaft bestimmt. Für Anleger bleiben Aktien eine wichtige Anlageklasse in einer Erholungsphase, aber sie sollten teure Bereiche meiden, die anfällig gegenüber höheren Renditen sind.
· Wird die Rückkehr von Value von Dauer sein? Die Bewegung bei den Renditen treibt eine Orientierung in Richtung Value voran. Die erste Etappe dieser Rotation fand im November 2020 statt, ausgelöst durch die Fortschritte bei den Impfstoffen. Jetzt sehen wir eine zweite Etappe, die durch steigende Zinsen angetrieben wird. Wir müssen abwarten, wie sich diese Situation entwickelt, wenn sich die Inflation und die wirtschaftliche Beschleunigung bestätigen. Anleger könnten nach weiteren Gelegenheiten im Value-Bereich suchen, mit einer zyklischen Ausrichtung, um von der mehrjährigen Rotation zu profitieren.
· Ist der Emerging Markets Case angesichts steigender Renditen noch gültig? Schwellenländer-Anlagen reagieren empfindlich auf den USD und US-Zinsen, aber die Emerging Markets sind jetzt in Bezug auf Inflation und Ungleichgewichte bei der Leistungsbilanz in viel besserer Verfassung als 2013, insbesondere die "Fragile Five". Schwellenländeranleihen könnten eine Schlüsselrolle als Renditequelle in globalen Portfolios spielen. Wir bleiben mittel- bis langfristig konstruktiv für Emerging Markets-Hartwährungs-Anleihen, kurzfristig sind wir jedoch weiterhin defensiv. Das Gleiche gilt für Lokalwährungen, die bei einem mittelfristig pessimistischen Ausblick für den USD Potenzial zur Outperformance haben. Kurzfristig sind diese Aussichten weniger günstig, da der USD stärker werden könnte. Emerging Markets-Aktien sind die bevorzugte Emerging Markets-Anlage – ein Engagement in Wachstum zu angemessenen Preisen und mit positiven Gewinnaussichten.
· Eine höhere Inflation ist schwierig für die traditionelle Risikostreuung, da die Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen positiv werden. Man sollte in Erwägung ziehen, Allokationen in Anlagen wie inflationsgebundene Anleihen, Sachwerte (Immobilien und Infrastruktur) und Rohstoffe zu erhöhen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in einer Welt mit überzogenen absoluten Aktien- und Anleihebewertungen der relative Wert der einzige Wert ist, der den Märkten noch bleibt. Anleger sollten auf den relativen Wert "innerhalb" und "zwischen" den Anlageklassen achten. In dieser Hinsicht könnten Absolute Return-Strategien, die darauf abzielen, relativen Wert in den Märkten mit begrenztem direktionalem Risiko zu extrahieren, zur Verbesserung der Diversifizierung beitragen.“
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