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In was für einer Blase befinden wir uns eigentlich?

In was für einer Blase befinden wir uns eigentlich? Posted on 9. März 2021

Von Didier Borowski, Head of Global Views bei Amundi

„Das Platzen von Blasen vorherzusagen, ist eine schwierige, vielleicht sogar unmögliche Aufgabe. Tatsächlich können Wachstumsphasen lange andauern. Zu früh zu reagieren, kann zu einer suboptimalen Allokation führen. Dennoch: Aktuell gibt es Anzeichen für eine Marktüberhitzung, insbesondere im Technologiesektor. Hohe Bewertungen werden durch hohe Wachstumserwartungen und durch extrem niedrige Diskontsätze getrieben. Eine Normalisierung könnte die Blase also platzen lassen. Obwohl Blasen generell eine große Risikoquelle für Anleger darstellen, zeigt die Geschichte, dass sich nicht alle gleichermaßen auswirken.

Das auffälligste Merkmal dieses neuen Zyklus ist das Niveau der Verschuldung. Die private und öffentliche Verschuldung hat nach Covid-19 die historischen Höchststände übertroffen. Ein höheres nominales BIP-Wachstum könnte die Schuldner unterstützen, dürfte aber gleichzeitig zu höheren langfristigen Zinsen führen. Dies könnte auch die Zentralbanken unter Druck setzen, ihre Unterstützungsprogramme zurückzufahren. Das ist aber eher unwahrscheinlich, solange die Wirtschaft nicht auf einem guten Weg ist.

Nicht alle Blasen platzen mit der gleichen Wucht
Wir können zwar nicht sagen, in welchem Stadium der Blase wir uns derzeit befinden oder wann sie platzen könnte. Aber wir können dennoch Annahmen über ihre Folgen für die Finanzmärkte und die Wirtschaft treffen. Die Geschichte zeigt, dass Blasen nach dem Platzen unterschiedliche Auswirkungen haben, unabhängig von der Größe des anfänglichen finanziellen Schocks. So waren die japanische Immobilienblase der 90er Jahre, die asiatische Kreditblase von 1997 und die Subprime-Blase von 2008 weitaus folgenreicher als die Dotcom-Blase der 2000er Jahre. Generell gibt es zwei Arten von Blasen: aktien- und kreditgetriebene.

Aktienblasen beruhen auf übermäßigen Zuflüssen aufgrund von zu viel Optimismus und zu hohen Investitionen in Innovationen. Sie wirken sich hauptsächlich auf wohlhabende Haushalte und schnell wachsende Unternehmen aus, aber kaum auf die große Mehrheit und nicht blasenanfällige Branchen. Wenn eine Blase platzt, ist dies daher eher eine verlorene Chance auf die Zukunft.

Kreditblasen werden auch durch überschüssige Liquidität angetrieben. Aber der Treiber ist eine übermäßige Verschuldung bei Sachwerten basierend auf übermäßigem Optimismus und zu hohen Investments in Vermögenswerte, die einen wirtschaftlichen Nutzen haben. Sie neigen dazu, sich über ein breites Spektrum von Wirtschaftsakteuren auszubreiten, darunter auch Haushalte mit niedrigem Einkommen. Wenn sie platzen, sind die Verluste sofort sichtbar. Per Definition haben diese Blasen ein Element, das sich zudem auf den Bankensektor auswirkt.
Die sehr kurzfristigen Auswirkungen beider Blasengruppen sind ähnlich – Aktienmarktcrash und Panikverkäufe, Konkurse und wirtschaftliche Rezession –, aber die wirtschaftlichen Auswirkungen sind sehr unterschiedlich. Eine Aktienblase wird hauptsächlich die überschüssigen Ersparnisse bereits wohlhabender Personen schrumpfen lassen und in der Finanzsphäre verbleiben, mit geringen Auswirkungen auf die Realwirtschaft, während eine Kreditblase die Mittelschicht trifft. Außerdem kann das Kapital nach einem Aktiencrash in andere Sektoren oder Themen umgeschichtet oder einfach für eine Weile gespart werden. Die Auswirkungen auf das Wachstum sind vorübergehend. Umgekehrt führt eine kreditgetriebene Spekulation mit übermäßiger Verschuldung zu negativem Eigenkapital, Schuldendeflation und damit zum Abzug von verfügbarem Kapital aus der Wirtschaft, was tiefgreifende und langanhaltende Auswirkungen auf das Potenzialwachstum hat.

Folgt nun der Crash?
Die aktuelle Situation könnte eine Mischung aus Aktien- und Kreditblase sein. Zumindest im Moment ist es wohl eher ersteres. Das Platzen einer Aktienblase, die in der Finanzsphäre verbleibt und nur begrenzte Folgen für das Bankensystem hat, sollte keine Notfallintervention der Zentralbanken auslösen. Vielmehr könnte dies als Kollateralschaden einer langanhaltenden, akkommodierenden Geldpolitik angesehen werden. Hätte dieser Schock jedoch umfassendere Folgen für Wirtschaft, Haushalte, Unternehmen, dann Banken und schließlich Staaten, würden die Zentralbanken versuchen, ihn einzudämmen. Verschuldete Staaten würden nicht das Geld der Steuerzahler verwenden, um Spekulanten zu schützen. Aber wenn es zu einem systemischen Risiko werden würde, hätten sie keine Wahl. Die politischen Entscheidungsträger beobachten die Lage also sehr genau und werden präventiv handeln, um zu verhindern, dass es zu einer unkontrollierbaren Situation kommt. Anleger sollten ihr Portfolio allmählich weg vom hoch bewerteten Tech-Sektor in andere Segmente umschichten, um eine konträre Position einzunehmen, wenn die Blase platzen sollte.“
Quelleninformationen und weitere Informationen finden Sie im aktuellen Amundi Monthly Cross Asset Paper und im Amundi Research Center.

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