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Smart oder nicht – Aktien handeln mit Smartphones

Smart oder nicht – Aktien handeln mit Smartphones Posted on 2. März 2021

Die Aktionärszahlen in Deutschland sind kräftig gestiegen. Junge Anlegerin-nen und Anleger haben daran einen großen Anteil. Sie ordern vermehrt über Smartphones. Professor Dr. Benjamin Loos, Lehrstuhlinhaber für Digital Finance an der Technischen Universität München, hat diesen Trend genauer untersucht. Dabei beschäftigen ihn vor allem zwei Fragen: Führt der Einsatz neuer Technologien zu einer besseren/schlechteren Performance und ändert sich das Verhalten der Anleger dadurch generell? Auf Einladung der Finanzplatz München Initiative präsentiert er seine Ergebnisse.

„Die Zahl der Aktionäre ist in der Corona-Krise auf über 12 Millionen Anleger gestiegen – wir freuen uns, dass sich mehr Menschen in Deutschland für die Aktie interessieren“, leitet Andreas Schmidt, Sprecher der Finanzplatz München Initiative und Vorstand der Bayerischen Börse AG, den Webcast mit Professor Dr. Benjamin Loos von der TU München und dessen Thema „Smart(Phone) Investing?“ ein.

Loos nutzt die Steilvorlage des GameStop-Hypes und stellt neuere Studien vor, die das Handelsverhalten von Kunden über das Smartphone untersuchen. Das Ergebnis ist eindeutig: „Robinhood Investoren kaufen insbesondere Aktien aus der Top-Mover Liste. Dieses Herdenverhalten führt zu einer negativen Rendite.“, so Professor Loos. „Sie liegt im Schnitt bei minus 3 bis 6 Prozent.“ Und warum?

Die direkten Handelskosten sind günstig und der Zugang per Smartphone-App einfach. Deshalb wird viel gehandelt!
Aber: Das menschliche Gehirn spielt uns einen Streich. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der „behavioral finance“-Untersuchung gelten auch für Smartphone-Orders:

  • Der Mensch konzentriert sich auf das, was prominent dargestellt wird. Auf Robinhood sind das die 20 Werte mit den größten Renditesprüngen im Laufe eines Tages – Top Movers genannt. Diese werden am meisten geordert und es ist zweitrangig, ob es sich um Flops oder Tops handelt.
  • Der Mensch überschätzt sich selbst.
  • Der Mensch irrt, wenn er meint, für seinen Erfolg selbst verantwortlich zu sein, während der Grund für seinen Misserfolg bei anderen oder widrigen Umstän-den liegt.

Dabei ist das Smartphone im Kommen. Bereits seit 2014 wird das Smartphone länger genutzt als der Desktop. In den USA liefen 2018 bereits 20 Prozent der Transaktionen über Online-Broker per Smartphone. Loos schätzt: „Ich gehe davon aus, dass dies inzwischen bei dieser Klientel mehr als die Hälfte sind“.

Und was bedeutet dies für den Wertpapierhandel in Deutschland:

  • Per Smartphone kaufen Anleger mehr risikoreiche Wertpapiere.
  • Sie wählen Titel mit höherer Volatilität und mehr „Schiefe“ (Abweichung vom Mittelwert einer symmetrischen Verteilung)
  • Sie sind in Aktien unterwegs, so Loos, die als „lotterieartig“ einzuschätzen sind, da ihr Preis unter dem Mittelwert, deren Volatilität und Schiefe aber über dem Mittelwert liegen.
  • Sie kaufen verstärkt Wertpapiere mit stark positiven und stark negativen Renditen.

Überraschend dabei: Schon nach relativ kurzer Zeit handeln Anleger auch über ihren Desktop verstärkt riskantere Wertpapiere. Das Anlageverhalten via Smartphones wirkt sich also auf das Anlegerverhalten insgesamt aus. „Hot stocks“ werden auch am PC bevorzugt. „Das Handeln von lotterieartigen Wertpapieren führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer verminderten Rendite“, so das Resümee von Loos auf Basis von bisherigen Untersuchungen. Diese sind mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen im Markt weiter zu verifizieren. Das Thema Smart(Phone) Investing bleibt spannend.

Professor Loos erhielt im Mai 2017 den Hochschulpreis des Deutschen Aktieninstituts für seine Dissertation. Seine jüngst veröffentlichte Publikation zu „Smart(Phone) Investing?“ vom Oktober 2020 ist online verfügbar:
(https://papers.ssrn.com/…).

Über die Börse München kann gerne ein Exemplar von Norbert Betz: Psychofallen an der Börse. Wie wir sie erkennen und vermeiden, geordert werden, einfach per Mail an info@boerse-muenchen.de

Über Finanzplatz München Initiative

Bayern mit seinem Zentrum München ist einer der bedeutendsten Finanzplätze Europas, der größte Versicherungsplatz Deutschlands, der zweitgrößte deutsche Bankenstandort und führend für Private Equity, Venture Capital, Leasing sowie Asset Management. In der Finanzplatz München Initiative haben sich alle wichtigen Unternehmen, Verbände, Institutionen sowie wissenschaftliche und staatliche Einrichtungen aus der Finanzbranche zusammengeschlossen, um mit einer Stimme zu sprechen. Gegründet 2000 unter maßgeblichem Engagement des bayerischen Wirtschaftsministeriums zählt die Initiative heute fünfzig Mitglieder und damit mehr als jede andere Finanzplatzinitiative in Deutschland.

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