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Tente Rollen: 200 unsichtbare Statisten engagiert

Tente Rollen: 200 unsichtbare Statisten engagiert Posted on 14. Dezember 2020

Für die Bühnenkonstruktionen der Inszenierung „Die Meistersinger von Nürnberg“ benötigte die Sächsische Staatsoper Dresden eine Rollen- und Räder-Lösung in der so genannten Turtle-Bauweise, wie sie auch in der Industrie bei Schwerlastprojekten zum Einsatz kommt. Die neue Lösung inklusive der innovativen Rollen musste nicht nur zur Premiere Ende Januar 2020 in Dresden funktionieren, sondern auch flexibel in anderen Spielstätten mit unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten einsetzbar sein: in Salzburg, wo zu den Osterfestspielen 2019 die Inszenierung ihre Premiere hatte, und in Tokio in gleich drei verschiedenen Häusern, wohin die Bühnenbauten in 12 Containern gelangten. Die Rollen als unsichtbare Statisten unter einer neuen Drehbühnen-Konstruktion wurden neu entwickelt und gebaut, weil aufgrund von unterschiedlichen Drehscheibendurchmessern von 13 m  bis 16 m und uneinheitliche Nutzlasten der Drehscheiben in den einzelnen Spielstätten ein eigenständiges Antriebskonzept notwendig war.

Hohe, budgetverträgliche Qualität

Die Herausforderung in Dresden bestand darin, eine 16 to schwere Bühnenkonstruktion, die aus Stahl, Holz, Aluminium und Styropor sowie zum Teil in Leichtbauweise erstellt wurde, auf der 16 m x 16 m großen Hauptbühne mehrmals um die eigene Achse zu drehen. „Dabei war es unser Ziel, die bestgängige Rolle einzusetzen. Denn wir wollten über ein möglichst gutes Schwenkverhalten die Dimensionierung der Antriebe optimieren und außerdem durch Gewichtsreduktion den unterschiedlichen Anforderungen aller Spielstätten gerecht werden“, erklärt Paul Radicke, Stellvertretender Technischer Direktor und Leiter der Bühnentechnik in der Semperoper. Das Opernhaus gehört mit einer Auslastung von 94 Prozent und seinen rund 1.300 Plätzen bundesweit zu den auslastungsstärksten Häusern. Außerdem liegt die Eigenfinanzierung der Semperoper mit 38 Prozent im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mehr als doppelt so hoch. Hierzu leistet auch die Technische Abteilung mit ihrer Expertise einen Beitrag, indem sie bei Ausschreibungen akribisch auf hohe Qualität baut, ohne gleichzeitig das Budget zu stark zu belasten.

Die Wahl bei den Rollen fiel schließlich auf eine Sonderanfertigung der Turtle-Schwerlastrolle „Radiata“ von Tente. Der Begriff Turtle, zu Deutsch: Schildkröte, leitet sich vom panzerähnlichen Aussehen ab und daraus, dass sich drei über eine Trägerplatte verbundene Einzelrollen scheinbar ähnlich wie die Beine einer Schildkröte fortbewegen.

Aus der Serienrolle wurde eine Sonderanfertigung

 „Der Auftrag für die Rollen der Meistersinger-Inszenierung ist für uns ein ganz besonderer. Mit der Radiata-Sonderkonstruktion gelang in Zusammenarbeit mit der Technischen Leitung der Sem-peroper, art + event Theaterservice Graz und unserer Konstruktionsabteilung eine einsatzgerechte Sonderlösung auf Basis der bewährten Radiata“, sagt Stefan Rosowsky, Area Sales Manager von Tente. Diese Turtle-Rolle wurde bislang vor allem mit Tragfähigkeiten von bis zu 400 kg eingesetzt, aber für die Semperoper mit Gesamt-Bühnengewichten bis 16 to reichte das nicht aus. Deshalb wurde die Radiata von Grund auf umkonstruiert. Zum Beispiel erhielten die drei Einzelrollen anstelle von 100 mm einen Raddurchmesser von 125 mm, so dass sie für Einsatzbedingungen und Tragfähigkeiten passten. Außerdem wurde die Trägerplatte verkleinert. Zum Vorabtest der neuen Rollenkonstruktion fertigte Tente Prototypen an, die einen ersten Praxistest bestanden. In einem technischen Datenblatt wurden die Ergebnisse der Berechnungen der Lastverteilungen und Tragfähigkeiten dokumentiert. Weitere Berechnungen ergaben die Menge der Rollen und deren Verteilung.

Einzeltraglasten von 600 kg und 1.000 kg

Im Einsatz sind nun 150 Rollen mit 600 kg Traglast und 50 Rollen mit 1.000 kg Traglast. Die Turtle-Rollen mit 1.000 kg Traglast sind unter den seitlichen Türmen der Bühnendekoration montiert, wo die Hauptlast liegt. Aufgrund der lebenslangen Schmierung brauchen die Rollen in den Einzel-Schwenklagern und zentralen Kugellagerkränzen keine Wartung.

Mit Hilfe von Reibrad-Antriebsmotoren wird der gesamte Dekorationsaufbau per Fernsteuerung gedreht, wodurch die Bühnenbilder wechseln. Dabei liegen bis zu 16 to Gewicht auf den 200 Rollen, was hohe Antriebskräfte erfordert. Die Dimensionierung der Antriebseinheiten konnte am Ende klein gehalten werden, da die Schwenk- und Rollwiderstände der Rollen durch konstruktive Maßnahmen verringert wurden:

  1. Die Turtle-Konstruktion reduziert die Schwenkkraft bzw. den Kraftaufwand durch die Antriebsmotoren, indem die drei Einzelrollen der Radiata sich nicht gleichzeitig drehen, sondern leicht zeitversetzt und damit kräfteverteilend.
  2. Ein zentrales Schwenklager mit einem speziellen Kugellager erleichtert das Schwenkverhalten.
  3. Durch Aussparungen sind die Flächen der Trägerplatten der sondergefertigten Radiata leichter gehalten als in der Standardvariante. Die Gewichtsreduktion von insgesamt rund 300 kg trägt ebenfalls zum leichtgängigen Drehen der Gesamtkonstruktion bei.

Eingesparte Antriebe

Durch die Vorteile im Schwenkverhalten der Rollen konnte die Anzahl der eingesetzten, ferngesteuerten Reibradantriebe reduziert werden. Auf der anderen Seite fiel die Wahl auf eine flache Ausführung der Rollen, damit es durch die größere Aufstandsfläche der Räder zu einem besseren Lastabtrag in den Bühnenboden kommt und beim Überfahren von Spalten und Bodenunebenheiten ein ruhiger Lauf gewährleistet ist.

Weil sich die Lösung mit den Radiata-Rollen bei der Meistersinger-Inszenierung bewährt hatte, wurde sie auch für die Oper „Madame Butterfly“ eingesetzt. Hier kamen den Dresdner Bühnentechnikern ihre vorherigen Erfahrungen mit dem Handling der Konstruktion zu Gute. So lautet Paul Radickes Fazit: „Mit der Antriebslösung und dem Einsatz dieser Turtle-Rollen von Tente bin ich sehr zufrieden. Es gab keine Ausfälle oder Schäden. Unsere Budget- und Zeitvorgaben wurden eingehalten. Bei den bisherigen Inszenierungen in Salzburg und Dresden hat alles geklappt.“ Als Anregung nahm Stefan Rosowsky für Tentes Konstruktionsabteilung noch den Wunsch der Semperoper auf, dass die Laufflächen schwarz sein können und die Rollengehäuse ein mattschwarzes Finish erhalten.

Über die TENTE-ROLLEN GmbH

Über Tente

Tente ist ein weltweit führender Hersteller von hochwertigen Rollen und Rädern sowie Anbieter von effizienten, innovativen Mobilitätslösungen. Die familiär geführte Unternehmensgruppe ist mit 30 Tochtergesellschaften und über 1.500 Mitarbeitern (2019) weltweit aktiv und erwirtschaftet 224 Mio. Euro Umsatz (2019). Seit der Gründung im Jahr 1923 erfindet Tente Rollen und Räder immer wieder neu, und bietet sie in praktisch unbegrenzt vielen, gemäß Kundenwünschen gestalteten Varianten an. Tente verfügt weltweit über neun Produktionsstätten. Weitere Infos unter: www.tente.com

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