„Die Verkaufszahlen zeigen es: Die gebotenen Abstandsregeln in der Pandemie fördern die individuelle Mobilität. Viele, die sonst mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs waren, haben sich in den vergangenen Monaten doch wieder ein Auto gekauft – besonders auch günstigere Fahrzeuge und nicht selten auch ältere Modelle. Sorgen um die Qualität muss man sich indes nicht machen. Das belegen die Zahlen im aktuellen TÜVReport“, unterstreicht Patrick Fruth, Leiter der Division Mobility bei TÜV SÜD. „Unter den Top 10 der Auswertungen befinden sich viele preisgünstige Modelle. Und selbst nach sechs, sieben oder mehr Jahren schneiden viele hervorragend ab.“ Nach dem durch die Pandemie bedingten Lockdown im Autohandel steigen die Verkaufszahlen seit dem Sommer wieder kräftig an. Im Juli 2020 wurde mit mehr als 740.000 Besitzumschreibungen bei Gebrauchtfahrzeugen sogar ein 10-Jahres-Rekord gebrochen. Auffällig dabei ist der Anteil älterer Fahrzeuge mit den Emissionsklassen Euro 4 oder 5. So waren unter den gut 665.000 gebrauchten Fahrzeugen, die im September 2020 den Besitzer wechselten, mehr als 171.000 Fahrzeuge mit der Euro 4- und gute 114.000 mit Euro 5-Norm. Die Hygienemaßnahmen oder die Sorge vor Ansteckung im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) – das sind alles mögliche Gründe für die positive Entwicklung im Gebrauchtwagenhandel. Ältere Fahrzeuge haben jedoch nicht automatisch eine negative Auswirkung auf die Sicherheit insgesamt. Denn viele Fahrzeuge halten hier auch noch nach vielen Jahren ein hohes Niveau aufrecht.
Qualität muss nicht teuer sein
Günstiger Preis – höheres Alter: Das bedeutet nicht automatisch Einbußen bei der Qualität. Das ist dementsprechend eine der Kernaussagen, die die Fachleute von TÜV SÜD aus den Ergebnissen des neuen TÜV-Reports ziehen. Der Blick in die Statistik belegt nämlich, dass sichere Autos nicht unbedingt teuer sein müssen und Qualität nicht mehr unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal der Premiumhersteller ist. So punkten beispielsweise auch Fahrzeuge wie der Mazda 2, Opel Adam oder Honda Jazz mit niedrigen Mängelquoten bei der ersten HU nach drei Jahren. Die Quoten der erheblichen Mängel (EM): 3,7 (Opel Adam), 3,9 (Honda Jazz) oder 4,5 (Mazda 2). Diese Fahrzeuge sind als Neufahrzeuge aktuell im unteren Preissegment von rund 15.000 Euro angesiedelt. „Solche Wagen sind robust, kompakt, günstig und bieten moderne, zuverlässige Technik. Nicht zuletzt deswegen sind sie auch im professionellen Einsatz beliebt – etwa bei Pflegediensten“, erläutert Patrick Fruth. Dabei ist gerade der Stadtbetrieb besonders materialzehrend. „Häufiges Bremsen, Lastwechsel, Bordsteinrempler: Hoher Verschleiß an Bremsen, Rädern oder auch am Fahrwerk – das sind typische Folgen vom Fahren in der Stadt“, erklärt Fruth.
Und Leser des TÜV-Reports finden diese Modelle selbst nach mehreren Jahren noch unter den Fahrzeugen mit den geringsten Mängeln bei der HU. Das bestätigt der Blick auf die Auswertung der Siebenjährigen: Opel Adam (10,3), Mazda 2 (10,5) und Honda Jazz (11,7). Und das nach ordentlichen Laufleistungen von 61.000 bis 68.000 Kilometern. Diese Zahlen belegen zudem, dass Wartung wirkt. Wer sein Fahrzeug regelmäßig zur Inspektion bringt, hat auch nach vielen Kilometern und Jahren ein zuverlässiges Auto. Die periodische Überwachung im Rahmen der Hauptuntersuchung sensibilisiert Autofahrer zusätzlich für das Thema Wartung und sorgt so für mehr Verkehrssicherheit.
Eine neue Entwicklung ist der Einzug von Kompakt-SUV in die TOP 10 der Mängelstatistiken. Unter den zehn Fahrzeugen mit den geringsten Mängelquoten finden sich erstmals Fahrzeuge wie der Mazda CX3, der Mitsubishi ASX, der Opel Mokka X oder der Ford Kuga.
Niedrigeres Niveau: Keine Ausschläge bei den Komponenten
Beim Blick auf die Mängelgruppen in den mehr als vier Millionen Datensätzen von TÜV SÜD zeigen sich bei insgesamt niedrigerem Niveau indes keine besonders auffälligen Entwicklungen bei einzelnen Fahrzeugkomponenten. Lediglich im Bereich Fahrgestell, Rahmen, Aufbau verzeichnen die Sachverständigen einen geringen Anstieg um 1,3 Prozentpunkte gegenüber dem vorherigen Betrachtungszeitraum. Nach Ansicht der Fachleute von TÜV SÜD ist hier teilweise Korrosion auch wieder ein Thema. Weitere Verbesserungen können dagegen bei den Umweltthemen wie beispielsweise Ölverlust verzeichnet werden. Hier gibt es einen Rückgang der durchschnittlichen Quote der erheblichen Mängel von einem Prozentpunkt. Licht verbessert sich weiter leicht. Zu tief eingestellte Scheinwerfer, nicht funktionierende Nebelschlussleuchten oder defekte Rückfahrscheinwerfer werden vergleichsweise immer noch am häufigsten beanstandet. Weil Licht sicherheitsrelevant ist, landen solche Mängel gleich in der Liste der erheblichen oder gefährlichen Mängel – sprich, die Plakette gibt es erst, wenn die beanstandete Lampe wieder einwandfrei funktioniert.
Qualität hat manchmal auch seinen Preis – Mercedes GLC siegt
Zurück zur Gesamtauswertung aller Hauptuntersuchungen (VdTÜV) zwischen Juli 2019 und Juni 2020. Zum zweiten Mal in Folge gewinnt der Mercedes GLC mit einer durchschnittlichen Quote der erheblichen Mängel von gerade einmal 1,7 Prozent nach drei Jahren. Auf Platz zwei auch ein Schwabe: die Mercedes B-Klasse mit einer Quote von 2,2 an erheblichen Mängeln. Auf dem Treppchen gibt es aber eine Überraschung: Denn hier findet sich auch der Opel Insignia – ebenfalls mit 2,2 Prozent bei den erheblichen Mängeln. Dicht im Windschatten der drei Besten: der Porsche 911 Carrera, der zuvor immer mal wieder auf Platz eins gewesen war. Bei der Betrachtung der oberen Ränge im TÜV-Report fällt insgesamt auf, dass wieder deutlich mehr Fahrzeuge asiatischer Hersteller mit wenig Mängeln punkten. „Die Qualität steigt international – die Mängelquoten sinken. Diese Entwicklung verstetigt sich seit Jahren. Ein gutes Signal für die Sicherheit auf den Straßen insgesamt“, sagt Fruth, und ergänzt: „Dass die Fahrzeuge immer besser gewartet bei der Hauptuntersuchung erscheinen, dafür sind aber in erster Linie die Halter verantwortlich – und natürlich die Werkstätten, die hier hervorragende Arbeit leisten.“
Die durchschnittliche Quote der erheblichen Mängel liegt aktuell bei 19,9 Prozent. Das sind 1,6 Prozentpunkte weniger als beim TÜV-Report 2020 und davon betroffen sind knapp 1,75 Millionen Fahrzeuge. Darin enthalten sind 0,4 Prozent mit gefährlichen Mängeln. Ganz ohne Mängel passieren knapp 70 Prozent der Fahrzeuge die Prüfgassen – das entspricht 6,18 Millionen Autos. Die Quote der geringen Mängel liegt aktuell bei 9,6 Prozent.
Günstig ist auch nicht immer gut
Am Ende der Tabelle schneidet jetzt ein Fahrzeug noch schlechter ab als der bisherige Halter der roten Laterne Dacia Logan: der Dacia Duster. Mit einer Quote von 11,1 Prozent der erheblichen Mängel bei den Dreijährigen übertrifft er seinen Team-Kollegen bei den Beanstandungen durch die Sachverständigen um 0,7 Prozentpunkte. Drittletzter der Fiat Punto mit 10,5 Prozent. Diese in der Anschaffung sehr günstigen Fahrzeuge sind aber auch nicht viel schlechter als beispielsweise ein Ford Galaxy (10,4 Prozent), und auch ein VW Sharan hat mit 8,2 Prozent nicht wirklich wesentlich weniger Mängel.
Zum vierten Mal in Folge: Opel Adam ist Klassenbester
Klassenbeste: In der Klasse „Mini“ siegt zum vierten Mal in Folge der Opel Adam (3,7 Prozent). Bei den Kleinwagen belegt erneut der Audi A1 (3,3 Prozent) den ersten Platz. Wechsel bei den Kompakten. Hier löst der Hyundai i30 (2,5 Prozent) die Mercedes A-Klasse ab. Den Sieg in der Mittelklasse übernimmt der Opel Insignia (2,2 Prozent) von der Mercedes C-Klasse. Bei den Vans manifestiert die B-Klasse (2,2 Prozent) ihren Platz. Gesamtsieger Mercedes GLC (1,7 Prozent) ist zum zweiten Mal SUV-Sieger.
Vergleich der TÜV SÜD-Regionen: Sachsen und Bayern mit niedrigsten Mängelquoten
TÜV SÜD wertet zusätzlich seine Daten aus den Regionen Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Hamburg aus. Ergebnis über alle Altersklassen hinweg: Sachsen hat mit 17 Prozent die niedrigste Mängelquote, gefolgt von Bayern mit 19,5 Prozent, Baden-Württemberg mit 21,7 Prozent. In Hamburg fiel die Quote am höchsten aus: Im TÜV HANSE-Stammland mussten 26,9 Prozent aller Fahrzeuge wegen erheblicher Mängel die Werkstattrunde drehen.
Der TÜV-Report wird jedes Jahr vom Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) veröffentlicht und gilt als einer der wichtigsten unabhängigen Ratgeber für Autofahrer und Gebrauchtwagenkäufer. In den TÜV-Report fließen die Hauptuntersuchungsergebnisse aller TÜV-Gesellschaften in Deutschland ein – 2020 knapp 9 Millionen Hauptuntersuchungen (HU) zwischen Juli 2019 und Juni 2020. Als größter Fahrzeug-TÜV hat TÜV SÜD circa 40 Prozent der Datensätze bereitgestellt.
Der TÜV-Report 2021 ist ab Freitag, 6. November 2020, zum Preis von 4,90 Euro in den TÜV SÜD Service-Centern und im Handel erhältlich.
Alle Informationen zum TÜV-Report 2021 unter https://www.tuvsud.com/… und www.vdtuev.de.
Im Jahr 1866 als Dampfkesselrevisionsverein gegründet, ist TÜV SÜD heute ein weltweit tätiges Unternehmen. Mehr als 25.000 Mitarbeiter sorgen an über 1.000 Standorten in rund 50 Ländern für die Optimierung von Technik, Systemen und Know-how. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, technische Innovationen wie Industrie 4.0, autonomes Fahren oder Erneuerbare Energien sicher und zuverlässig zu machen. www.tuvsud.com/de
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