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Pfingsten hat auch etwas mit Sprachen zu tun – bekannt als „Pfingstwunder“

Pfingsten hat auch etwas mit Sprachen zu tun – bekannt als „Pfingstwunder“ Posted on 27. Mai 2020

Laut der Apostelgeschichte ist Pfingsten jener Tag, an dem die Jünger Jesu vom Heiligen Geist "erhellt" wurden. Die Apostel empfingen 50 Tage nach der Wiederauferstehung Christi den Heiligen Geist. Deshalb wird der Feiertag "Fest des Heiligen Geists" genannt. Die Jünger konnten plötzlich mehrere Sprachen sprechen. Man spricht daher vom sogenannten "Pfingstwunder".

Pfingsten ist ein Fest der Sprachen dadurch, dass sich plötzlich alle verstanden. Das Pfingstwunder des sich gegenseitig Verstehens ist wie eine Umkehr der Zerstörung des Turms von Babel: Menschen, die nicht mehr auf Gott hören wollten, konnten plötzlich nicht mehr aufeinander hören. Ihre Sprachen waren verwirrt, sagt die Bibel.

Im Gegensatz dazu schenkt der Wille, auf Gott zu hören, Menschen mit ganz unterschiedlichen Sprachen plötzlich ein gegenseitiges Verstehen.

Schreiben Babel und Pfingsten eine Doppelgeschichte? Pfingsten folgt auf Babel – der Verwirrung folgt die Vereinigung. Das Alte Testament erzählt von der Schuld der Menschen, das Neue Testament bringt die Erlösung. Es geht in der Geschichte der Menschheit auf jeden Fall bergan, oder?

Was war zu Pfingsten wirklich geschehen? Das Wunder eines Verstehens nach Art des Simultandolmetschens oder doch eher eine Sondersprache jenseits jeder Sprache, wie z. B. eine Art Esperanto?

Und heute? Ist mit der EU ein neues Babel entstanden? Oder weilt unter den EU-Mitgliedsländern der Geist Pfingstens?

In der EU haben wir heute 27 Mitglieder und 24 Amtssprachen.

Seit Anfang 2020 ist Großbritannien kein Mitglied der EU mehr. Wenn bis dahin alle Sprachen der EU-Mitgliedsstaaten gleichberechtigt waren – auch wenn man sich in immer einmal wieder aufbrechenden Diskussionen auf wenige Arbeitssprachen einigte – was passiert mit dem Englischen? Müsste dann nicht Englisch von der Liste der Amtssprachen gestrichen werden?

Könnte dann nicht beim größten Dolmetscher- und Übersetzerdienst der Welt – das ist nämlich der der EU – ein gehöriger Batzen Geld gespart werden, weil jetzt alle Sprachpaare mit Englisch wegfallen könnten? Immerhin kosten die Sprachendienstleistungen die EU-Bürger jährlich mehr als 1 Mrd. Euro. Nein! In Malta ist Englisch zweite Amtssprache neben Maltesisch. Puh! Noch einmal Glück gehabt!

Die Frage, wessen Geist (Babel oder Pfingsten) heute in der EU anzutreffen ist, muss wohl mal so und mal so beantwortet werden.

Auf jeden Fall kommt die EU ohne die ca. 5000 Dolmetscher und Übersetzer nicht aus. Deren Arbeit ist am besten, wenn sie nicht bemerkt wird.

Wer bemerkt außerhalb der EU-Institutionen diese Berufsgruppe und nehmen die in der EU ansonsten arbeitenden Menschen überhaupt noch die qualifizierte Arbeit der Dolmetscher und Übersetzer wahr?

Andererseits: Wie soll eine europäische Identität wachsen, wenn Menschen aus 27 Ländern in 24 Sprachen miteinander kommunizieren?

Darf man z. B. von einer EU-Verkehrssprache Esperanto träumen als die völkerverbindende demokratische Plansprache, die kein Land bevorzugt und kein Land benachteiligt?

Hoffen wir darauf, dass in der EU mehr der Geist von Pfingsten steckt als der von Babel. Es liegt auch an jedem von uns, denn jeder von uns ist auch EU-Bürger.

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