Posted in Finanzen / Bilanzen

Kommentar Auftragseingänge Verarbeitendes Gewerbe: „Frühindikator vermittelt nur noch Rückspiegeloptik“

Kommentar Auftragseingänge Verarbeitendes Gewerbe: „Frühindikator vermittelt nur noch Rückspiegeloptik“ Posted on 6. März 2020

Konjunkturchef Stefan Kooths kommentiert die heute vom Statistischen Bundesamt vorgestellten Zahlen zu den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe, sieht in ihnen in Anbetracht der Corona-Epedemie aber nur noch eine Rückspiegeloptik:

Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter Prognosezentrum IfW Kiel: "Der kräftige Anstieg der Bestellungen aus dem Ausland passt zum Bild einer sich um die Jahreswende abzeichnenden Stabilisierung der Weltkonjunktur. Ausweislich der realen Umsätze zeigte sich auch das Inlandsgeschäft etwas fester. Infolge der mittlerweile grassierenden Corona-Pandemie bieten allerdings auch diese Frühindikatoren aus der Vor-Corona-Zeit nur noch eine Rückspiegeloptik.

Statt einer allmählich Tritt fassenden Belebung der wirtschaftlichen Aktivität ist für den weiteren Konjunkturverlauf in diesem Jahr mit einer ausgeprägten V-Form zu rechnen. So wird sich der zwi-schenzeitliche Einbruch der Produktion in China hierzulande zunächst über wegfallende Exportaufträge bemerkbar machen und in einer zweiten Stufe die Produktion auch durch fehlende Zulieferungen behindern. Während die Nachfrageeffekte bereits im laufenden Quartal spürbar werden, wird die deutsche Wirtschaft von den Lieferengpässen aus Asien erst im Frühjahr mit voller Wucht getroffen. Hinzu kommen Beeinträchtigungen der Binnenwirtschaft überall dort, wo vorbeugend menschliche Interaktion beschränkt wird. Sollte sich das wirtschaftliche Leben in Asien in den kommenden Monaten allmählich normalisieren, ist mit einem zwar drastischen, aber vergleichsweise kurzen Einbruch der hiesigen ökonomischen Aktivität zu rechnen. Der Tiefpunkt dürfte dann im zweiten Quartal erreicht werden.

Die globale Industriekonjunktur hatte sich bereits vor dem Corona-Ausbruch deutlich abgekühlt. Daher bestehen vielerorts – auch hierzulande – Reservekapazitäten, so dass Produktionsausfälle in der Industrie – anders als bei den meisten Dienstleistern – zumindest teilweise nachgeholt werden können. Insgesamt würde dieses Szenario für die deutsche Wirtschaft eine Rezession im Zeitraffer bedeuten. Sofern einschneidende Maßnahmen zur Unterbrechung von Infektionsketten in Deutschland und der übrigen Welt über das Frühjahr hinaus zum Tragen kommen, werden die wirtschaftlichen Folgen allerdings deutlich gravierender sein."

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Kiel Institut für Weltwirtschaft
Kiellinie 66
24105 Kiel
Telefon: +49 (431) 8814-1
Telefax: +49 (431) 8814-500
http://www.ifw-kiel.de

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stefan Kooths
IfW-Prognosezentrum
Telefon: +49 (431) 8814-579
E-Mail: stefan.kooths@ifw-kiel.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel