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OBS-Diskussionspapier fordert mehr kritischen Sportjournalismus

OBS-Diskussionspapier fordert mehr kritischen Sportjournalismus Posted on 8. Oktober 2018

Braucht es mehr kritischeren Sportjournalismus in Deutschland? Diese Frage stellt das von der Otto Brenner Stiftung geförderte Diskussionspapier „Zwischen Fanreportern und Spielverderbern. Fußballjournalismus auf dem Prüfstand“ des freien Journalisten Tonio Postel. Mit seinem Beitrag gibt der Autor einen Einblick in die Situation des deutschen Sportjournalismus und macht, angereichert durch zahlreiche Interviews mit Branchenexperten, die Notwendigkeit einer unabhängigeren, kritischeren Berichterstattung deutlich.

Der Status Quo der Branche ist für Postel, der neben den Interviews für seinen Diskussionsbeitrag auch die umfangreiche Literatur zur Thematik auswertete, zwiespältig. Positiv beurteilt er die Sportberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender und einiger Qualitätsmedien, die versuchen, die Balance zwischen Sportberichterstattung als Unterhaltung und als hintergründigem Journalismus zu wahren. Negativ stellt sich für den Autor die Berichterstattung vieler Privatsender sowie einflussreicher Boulevardmedien dar. Auch die Medienproduktionen einzelner Vereine, die mittlerweile zu eigenen Medienunternehmen gewachsen sind, mit den gängigen Medien konkurrieren und diese für die Verbreitung ihrer Nachrichten fast nicht mehr benötigen, sieht Postel kritisch.

„Diese Sport- bzw. Fußballjournalisten müssen sich die Frage gefallen lassen, wie sie es mit der Nähe und der Distanz zum Objekt ihrer Berichterstattung halten. Zu selbstverständlich verbrüdern sich viele Reporter mit Fußballspielern oder -managern, um als erste an Informationen zu gelangen“, so der Autor. Verantwortlich sei oftmals der ökonomische Druck, durch Wohlfühljournalismus die nötige Reichweite zu erzielen, mit der die teuren Übertragungsrechte abgegolten werden können.

Ein zusätzlicher Treiber für eine mangelhafte Distanz zwischen Berichterstatter und Akteuren, so ein weiteres Ergebnis des Diskussionspapiers, entsteht durch JournalistInnen, die in ihrer Berichterstattung über den Fußball als Fans agieren oder gar im Laufe ihrer Karriere die Seiten wechseln. Hier zeigt sich, dass es ein akutes „Nähe-Problem“ im Sportjournalismus gibt. Im Falle vereinseigener Medienunternehmen ist journalistische Unabhängigkeit nicht gegeben. Aber „auch die Vereine tragen Verantwortung, für eine respektvolle, unabhängige und vor allem kritische Berichterstattung einzustehen und die Arbeit unabhängiger Journalisten – auch öffentlich – zu würdigen. Nur so wird der Fußballjournalismus in Zukunft relevant und seriös bleiben können“, führt der Autor Tonio Postel weiter aus. Was könnte also getan werden, damit der Sportjournalismus im Fußball kritischer wird?

Für Reformen macht Tonio Postel, der seinen Ausführungen eine breite Auffassung von kritischem Sportjournalismus zugrunde legt, einige zentrale Vorschläge. Diese reichen von niedrigschwelligen Änderungen, wie die aktive Verbreitung und Befolgung der Leitlinien für unabhängige, investigative sportjournalistische Berichterstattung des Netzwerk Recherche oder des Verbands Deutscher Sportjournalisten (VDS), bis zu mittel- und langfristigeren Reformen. So schlägt Postel unter anderem vor, dass Bundesligisten und die berichtenden Medien eine Selbstverpflichtungserklärung zur Zusammenarbeit und Berichterstattung unterzeichnen, und jährlich Fortbildungen für SportjournalistInnen und PressesprecherInnen zur Thematik des kritischen Sportjournalismus angeboten werden. Auch die Auslobung eines Preises für kritischen Sportjournalismus erscheint dem Autor vielversprechend.

„Weil die vereinseigenen Medien meist über mehr Ressourcen als die unabhängigen Medien verfügen, zunehmend als deren Konkurrenten auftreten und Mitglieder, Fans und das Publikum direkt ansprechen können, kann eine wahrnehmbare kritische Berichterstattung nicht mehr ohne weiteres garantiert werden“, betont der Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung, Jupp Legrand. Besonders im Falle des oftmals mit Steuergeldern finanzierten „Volkssports Fußball“ sei die Kontroll- und Wächterfunktion des Journalismus aber wichtig, so Legrand weiter. Autor und Stiftung wollen mit diesem Diskussionspapier die aktuelle Situation des Sportjournalismus hinterfragen und Anstöße für einen interessanten und kritischen Sportjournalismus geben.

Tonio Postel, Zwischen Fanreportern und Spielverderbern. Fußballjournalismus auf dem Prüfstand, OBS-Arbeitspapier , Frankfurt am Main, September 2018.

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