Auch wenn es sich einige Marktteilnehmer erhofft hatten: Die EZB änderte auf ihrer Ratssitzung Ende April vorerst nichts an der Wortwahl ihres Ausblicks und stellte keinen Kurswechsel in Aussicht. Diese Entscheidung ist insbesondere auf schwache Konjunkturdaten zurückzuführen. Der finale Wert für die Verbraucherpreise der Eurozone im März musste auf 1,3 Prozent nach unten korrigiert werden. Im April betragen die vorläufigen Verbraucherpreise gar nur 1,2 Prozent. Die EZB knüpft ihren geldpolitischen Kurs aber nach wie vor an die Inflationsentwicklung. Sie will abwarten, bis sie „eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit [ihrem] Inflationsziel in Einklang steht“.
Der EZB-Rat um Präsident Mario Draghi zeigte sich darüber hinaus beeindruckt von den protektionistischen Strömungen in der Weltpolitik. Noch ist deren Ausmaß für die Zentralbank schwer einzuschätzen. Falls sich aber die Handelsstreitigkeiten in den nächsten Monaten fortsetzen sollten und vermehrt Sonderzölle erhoben werden, befürchtet die EZB negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum der Eurozone.
Die US-Fed legte nach der Zinserhöhung Ende März bei ihrer jüngsten geldpolitischen Sitzung eine Pause ein. Sie könnte aber nur kurz ausfallen: Nachdem die US-Verbraucherpreise im März wieder deutlich über zwei Prozent blieben (+2,4 Prozent zum Vorjahresmonat) und die Arbeitsmarktdaten überzeugten, scheint der Weg frei für eine weitere Leitzinserhöhung am 12./13. Juni. Der geldpolitische Rat der Fed bekräftigte die Markterwartungen damit, dass er selbst die Fortschritte der Inflationsentwicklung betonte. Seitdem wird vermehrt darüber spekuliert, dass die Fed den Leitzins nicht nur drei- sondern viermal im laufenden Jahr erhöhen könnte.
Bestzinsen für Baufinanzierungen – die aktuelle Entwicklung:
Die Bestzinsen für Baufinanzierungen bewegten sich in den letzten Wochen minimal aufwärts. „Zunächst stiegen die Zinsen für 15-jährige Zinsbindungen von 1,55 auf 1,60 Prozent. Anfang Mai zogen dann die 10-jährigen Zinsbindungen nach und kletterten minimal um zwei Basispunkte auf 1,30 Prozent“, kommentiert Jörg Haffner, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH. „Aktuell sehen wir wieder eine Vielzahl von Zinssenkungen vonseiten der Anbieter, so dass wir auf das Zinsniveau von Anfang April zurückkehren.“
„Die Bauzinsen haben zuletzt kaum Impulse vom Anleihen- und Zinsmarkt erhalten und verhalten sich entsprechend ruhig“, fährt Haffner fort. „So ruhig wird es aber voraussichtlich nicht bleiben. Der Druck auf Draghi ist nun gestiegen, auf der EZB-Ratssitzung am 14. Juni konkretere Aussagen über die geldpolitischen Pläne zu machen. Zumindest darüber, ob das Anleihenkaufprogramm verlängert wird – bis Dezember oder sogar darüber hinaus. Und natürlich wäre die Kritik groß, falls er plant, das Programm für längere Zeit fortzusetzen. Andererseits macht ihm die Entwicklung der Verbraucherpreise einen Kurswechsel extrem schwer. Das ist keine einfache Situation für den EZB-Rat.“
In den USA lief hingegen zuletzt alles glatt: „Die dortigen Konjunkturdaten überzeugen – die Verbraucherpreise haben sich hervorragend entwickelt. Das rechtfertigt die raschen Zinserhöhungen der Fed. Eventuell wirkt sich die Vorfreude auf einen höheren US-Leitzins in den nächsten Wochen indirekt auf die Zinsentwicklung aus und die Bauzinsen steigen. Bis Mitte Juni ist noch Zeit, daher lohnt sich im Vorfeld ein regelmäßiger Blick auf die Entwicklung der Anleihen- und Zinsswaps, da die Zinsen in den USA teilweise auf Europa abfärben“, so Haffner.
Tendenz:
Kurzfristig: leicht steigend
Langfristig: steigend
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