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Chronische Nierenerkrankung und Dialyse: Diabetiker-Schicksal oder vermeidbares Leiden?

Chronische Nierenerkrankung und Dialyse: Diabetiker-Schicksal oder vermeidbares Leiden? Posted on 9. August 2017

Nierenschäden gehören zu den häufigsten Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus. Mit der verbesserten Lebenserwartung steigt die Zahl der Betroffenen bedrohlich an. Erhöhte Blutzuckerwerte, Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte schädigen die kleinen Blutgefäße in den Nieren. Die Leistungsfähigkeit der Niere nimmt dadurch ab. Mit zunehmender Dauer einer Diabeteserkrankung wächst die Gefahr der Nierenschädigung. Nach durchschnittlich zehn Jahren leiden etwa 40 bis 50 Prozent der Diabetiker an einer chronischen Nierenerkrankung. Rund 40 Prozent aller Dialysepatienten sind Diabetiker. Neue Therapien können dies verhindern. In aktuellen klinischen Studien wird untersucht, inwieweit eine chronische Entzündung der Nieren gestoppt werden kann. Zudem werden neue Medikamente zur besseren Blutdrucksenkung und Entzündungshemmung untersucht, die sowohl vor Nieren- als auch Herzkrankheiten besser schützen können.

Interview mit Professor Markolf Hanefeld vom Studienzentrum Metabolisch-Vaskuläre Medizin Dresden.

Warum haben Diabetiker ein erhöhtes Risiko einer Nierenerkrankung oder Nierenschädigung?

Die Nieren sind für die Bildung von Urin und die Entgiftung harnpflichtiger Substanzen verantwortlich. Außerdem filtern sie Abfallprodukte des Stoffwechsels aus dem Blut, damit diese nicht den Körper schädigen. Für das Filtern sind die sogenannten Nierenkörperchen zuständig. Dauerhaft erhöhter Blutzucker bei Diabetikern erhöht das Risiko, die Innenwände der Blutgefäße in den Nierenkörperchen zu beschädigen. Die Filterfunktion und somit die Entgiftungsleistung der Nieren lässt dann nach, sodass am Ende eine Dialyse mit einer künstlichen Niere notwendig werden kann.

Wer ist besonders gefährdet?
Wir verfügen heute über sehr solide diagnostische Möglichkeiten der Früherkennung bei Gefährdeten. Vorrangig sind es Patienten, bei denen ein hoher Anteil an Eiweißausscheidung im Urin festgestellt wird. Im Normalfall scheidet der Körper nur geringe Mengen an Eiweiß aus, zwischen 20 und 30 Milligramm pro Tag. Eine vermehrte Ausscheidung von Eiweiß, sogenanntes Albumin, deutet darauf hin, dass die Nieren bereits geschädigt sind. Wir Ärzte sprechen dann von einer Mikro-Albuminurie. Wird bei einem Patienten ein Anstieg harnpflichtiger Substanzen, zum Beispiel Kreatinin, im Blut festgestellt, ist dies ein weiteres Alarmsignal für eine Nierenerkrankung. Wir empfehlen daher allen Diabetikern, einmal jährlich die Nierenleistung und die Eiweißausscheidung untersuchen zu lassen. Denn gerade die Urinuntersuchung auf Eiweißgehalt ist in Bezug auf die Nierenfunktion sehr aussagekräftig. Sie zeigt außerdem auch ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko an.

Gibt es Risikofaktoren, die beeinflussbar sind?
Eine optimale Blutzuckereinstellung ist die Basis in jedem Fall. Hier gilt: Mit einem Blutzuckerwert (HbA-1c) unter 7 Prozent lebt es sich besser. Auch der Blutdruck sollte regelmäßig kontrolliert und unter 130 zu 85 mmHg gehalten werden. Gleiches gilt für die strikte Kontrolle der Blutfettwerte. Ein weiterer sehr wesentlicher Faktor ist der Verzicht auf Nikotin.

Gibt es neben einer optimalen Kontrolle von Diabetes, Bluthochdruck und Blutfetten neue Therapiemöglichkeiten, die eine diabetesbedingte Nierenschädigung aufhalten können?
In den letzten zwei Jahren konnten in der medizinischen Forschung sehr große Fortschritte für die Therapie dieser Hauptrisikofaktoren erzielt werden. In klinischen Studien, an denen auch unser Studienzentrum beteiligt war, wurde aufgezeigt, dass der zunehmende Verlust von Nierengewebe und die Einschränkung der Nierenfunktion verlangsamt oder sogar aufgehalten werden konnten. In einigen Fällen wurde die Nierenfunktion tatsächlich wieder verbessert. Als einfacher und sicherer Indikator erwies sich auch hier die Eiweißausscheidung. In zwei großen prospektiven Studien mit neuen Medikamenten konnte das Fortschreiten der chronischen Niereninsuffizienz erstmalig signifikant verringert werden. Bemerkenswerter Weise reduzierte sich dabei auch die Anzahl an Herzinfarkten und Herzversagen drastisch.
Weitere neue erfolgsversprechende Strategien sind Therapieformen, die die erhöhte Aktivität der Entzündungsprozesse im Körper eindämmen und dadurch Herz, Gefäßen und Nieren schützen.
Eine dritte strategische Linie sind neue Blutdruckmedikamente, die gleichzeitig Nieren und Herzkrankgefäße schützen.

Welche Patienten kommen für diese Studien in Betracht?
Besonders Menschen, die an Typ-2-Diabetes erkrankt sind und bei denen ein erhöhter Eiweißgehalt im Urin festgestellt wurde, sind für diese Studien geeignet. Auch Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion können sich an diesen Studien beteiligen. Dies gilt besonders für Diabetiker, bei denen trotz Behandlung des erhöhten Blutdruckes mit den etablierten Blutdrucksenkern Eiweiß im Urin festgestellt wurde.

Interessierte können sich im Studienzentrum Metabolisch-Vaskuläre Medizin Dresden unter www.diabetes-dresden.de informieren oder sich von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 15 Uhr telefonisch unter 0351-4400 591 beraten lassen.

Über die GWT-TUD GmbH

Das in der GWT-TUD GmbH verankerte Studienzentrum Metabolisch-Vaskuläre Medizin entwickelte sich seit der Gründung im Jahr 2000 zu einer hochqualifizierten Forschungseinrichtung für klinische Studien mit dem Fokus auf Stoffwechselerkrankungen. Mit einem breitgefächerten Spektrum von Indikationen bietet das Studienzentrum vor allem für die Arzneimittelforschung einen umfassenden Service. Dieser reicht von der generellen medizinischen Beratung und Planung über Rekrutierungsleistungen, der Durchführung klinischer Studien der Phasen II bis IV und „Investigator Initiated Trials" (IIT) bis hin zur Publikation und Präsentation der Studienergebnisse. Seit 2014 ist Professor Andreas Birkenfeld, als Nachfolger von Professor Markolf Hanefeld, Direktor des Studienzentrums und gleichzeitig Professor für Metabolisch Vaskuläre Medizin in der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden.

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