Wissen ist im digitalen Zeitalter im Netz zwar frei zugänglich, dennoch ist das Urheberrecht gerade für den Einsatz in Seminaren und im Unterricht immer noch eine große Herausforderung, wie die Diskussion um das Urheberrechtsgesetz im Winter letzten Jahres zeigte, als eine französische Politikerin und ein Universitätsdozent die Tagebücher der Anne Frank im Internet veröffentlichten. Der Anne Frank Fond, der den Nachlass verwaltet, drohte mit rechtlichen Schritten, obwohl nach EU-Recht der Schutz des Urheberrechts am 1. Januar nach dem 70. Todestags des Urhebers erlöscht. „Angehende Lehrkräfte, aber auch Dozentinnen und Dozenten stehen dabei vor der Herausforderung, zum einen digitale Medien in Lehr-Lernsituationen zu nutzen, Lehr- und Lernmaterialien aber auch selbst her- und zusammenstellen zu müssen“, sagt Constanze Reder aus dem Fachgebiet Pädagogik an der TU Kaiserslautern.
Auf internationaler Ebene haben sich dafür „Open Educational Resources“, OER, durchgesetzt, was so viel bedeutet wie Lernmaterialien mit einer offenen Lizenz. Entsprechend gekennzeichnet stehen sie so jedem zur Verfügung und können zum Beispiel auch von anderen genutzt und weiterbearbeitet werden.
Reder beschäftigt sich damit, wie künftige Lehrkräfte, aber auch Studierende aus anderen Fachbereichen bei der Herstellung eigener offener Bildungsmaterialien unterstützt werden und sie diese anderen online frei zur Verfügung stellen können. An diesem Ziel arbeitet sie mit einem Team aus verschiedenen Bereichen: zum Beispiel mit der Lehrerin Monika Heusinger vom Otto Hahn Gymnasium in Saarbrücken als OER-Coach oder mit Mirjam Bohnert und Michael Becker, die als studentische Hilfskräfte die Studentinnen und Studenten auf Augenhöhe beraten und bei der Produktion helfen.
Die Arbeiten finden im Rahmen des Verbundprojekts „OERlabs – (Lehramts-)Studierende gemeinsam für OER ausbilden“ zwischen der Universität zu Köln und der TU Kaiserslautern statt und sind bei Juniorprofessorin Dr. Mandy Schiefner-Rohs angesiedelt, die zu medien- und schulpädagogischen Fragen forscht.
Zu den OERlabs gibt es an der TU Kaiserslautern schon ein Seminar, das im Lehreramtsstudium angeboten wird. Es widmet sich neben Fragen der Produktion von Lehr- und Lernmaterialien auch wichtigen rechtlichen Grundlagen. „Studierende erfahren etwa, was es beim Urheberrecht zu beachten gibt“, nennt Reder als Beispiel.
Nun erhalten die OERlabs einen eigenen Raum, um kreativ zu arbeiten und neue Medien zu produzieren. Er soll alle zwei Wochen freitags von 10 bis 13 Uhr für Studierende und Interessierte geöffnet sein. „Die Studierenden sollen lernen, wie sie gemeinsam Bildungsmaterialien zu den Themen produzieren, die für sie als angehende Lehrkräfte im restlichen Studiumsverlauf eventuell zu kurz kommen. Sie erwerben dabei auch Kenntnisse, wie sie Medien sinnvoll im Unterricht einsetzen“, sagt Reder. „Das kann vom Erklärfilm über Infografiken bis zu kompletten Unterrichtskonzepten gehen.“ Auch sogenannte „Sketch Notes“ zählen zum Beispiel dazu. Sie bestehen aus vielen Kurztexten, grafischen Elementen und Bildern, mit denen ein bestimmtes Thema besser visualisiert werden soll. Darüber hinaus wird das Team um Reder in den OERlabs noch Lernmaterialien verschiedenster Art auslegen, die Interessierte nutzen können, um sich etwa in ein bestimmtes Thema einzuarbeiten.
Auch verschiedene Fachbereiche und universitäre Einrichtungen sollen künftig in das Angebot mit einbezogen werden, Kooperationen mit der Universitätsbibliothek und dem landesweiten Projekt „OER@RLP“ des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) sind bereits angelaufen.
Zur Eröffnung am 19. Juli auf dem TU-Campus (Gebäude 32, Raum 226) werden erste studentische Arbeiten vorgestellt, die man sich mit Cocktails in der Hand anschauen kann, die während der Veranstaltung serviert werden.
Das Projekt „OERlabs – (Lehramts-)Studierende gemeinsam für OER ausbilden“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (Fördernummer FLK 01PO16018B).
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