Dies zeigt sich auch in der Länderstatistik des deutschen Maschinenbaus: In der Exportrangliste konnte Polen im vergangenen Jahr Platz 8 behaupten. Insgesamt wurden 2016 Maschinen und Anlagen aus Deutschland im Wert von 5,7 Milliarden Euro in das Nachbarland im Osten geliefert. „Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Ausfuhren damit um 0,9 Prozent", sagte Heidler. Die Maschinen stammten vor allem aus den Fachzweigen Allgemeine Lufttechnik (11,5 Prozent), Antriebstechnik (8,1 Prozent), Werkzeugmaschinen (7,2 Prozent) und Fördertechnik (6,6 Prozent). Deutschland ist seit Jahren der wichtigste Maschinenlieferant Polens. Im Jahr 2015 kamen 34,5 Prozent der importieren Maschinen aus der Bundesrepublik, dahinter lagen mit weitem Abstand Italien (10,3 Prozent), China (7,4 Prozent) und die USA (4,7 Prozent). „Neben der Qualität überzeugen deutsche Lieferanten vor allem durch sehr guten Service vor Ort", erläuterte die VDMA-Expertin.
EU-Mittel sind für viele Branchen Antriebskraft Nr. 1
Das Tempo der Maschinenexporte nach Polen hat sich 2016 zwar deutlich gegenüber dem Vorjahr verlangsamt, als die Ausfuhren noch um 14 Prozent gestiegen waren. Der VDMA sieht darin aber keinen anhaltenden Trend. Ursachen waren vielmehr die schleppende EU-Mittelverteilung sowie die Verunsicherung der Unternehmer nach der Wahl der rechtskonservativen Regierung. „Für 2017 stehen die Zeichen wieder auf Wachstum", sagte Heidler. Grund hierfür ist vorrangig der EU-Fördertopf, aus dem für Polen 82 Milliarden Euro bis 2020 vorgesehen sind. Gefördert werden vor allem der Infrastrukturausbau des Landes sowie Innovationen. Dies eröffnet Geschäftschancen in zahlreichen Absatzbranchen des Maschinenbaus. Die neue, auf Innovationen abzielende Regierungsstrategie dürfte die Nachfrage nach modernsten Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen zusätzlich ankurbeln.
Technologischer Nachholbedarf
In den kommenden Jahren gilt es für die polnische Wirtschaft vor allem, technologisch aufzuholen. Die Roboterdichte (Anzahl von Robotern je 10.000 Beschäftigten in der Industrie) liegt in Deutschland 13mal höher als in Polen. Insgesamt verläuft die Weichenstellung für Innovationen in Polen noch langsam. Auch wenn das Interesse an Automatisierung groß ist, scheitern viele kleine und mittelständische lokale Unternehmen derzeit an der Finanzierung. „Mittel- bis langfristig wird der Markt den Automatisierungsprozess jedoch vorantreiben, da die polnischen Arbeitskostenvorteile – vor allem in den Ballungsgebieten – schwinden. Die steigende Beschäftigungsquote sowie die ungünstige demographische Entwicklung verschärfen den Fachkräftemangel und führen somit zu steigenden Gehältern. Damit wird Automatisierung finanziell attraktiver", prognostizierte Heidler.
Maschinenbauer aus Deutschland vor Ort stark vertreten
Laut VDMA-Umfrage zu Auslandsniederlassungen waren zum Zeitpunkt der letzten Erhebung (2014) in Polen 113 VDMA-Mitgliedsfirmen mit insgesamt 145 Auslandsniederlassungen vertreten. Darunter waren sowohl Vertriebs- und Serviceniederlassungen als auch Montage- und Produktionswerke. „Zunehmend schwierig gestaltet sich die Suche nach Fachkräften mit technischen Hintergrund und Fremdsprachenkenntnissen. Neben der Personalakquise ist auch die Bindung des bestehenden Personals durch attraktive Weiterbildungsangebote von zentraler Bedeutung", betonte Heidler.
Beschaffungsmarkt Polen nach wie vor interessant
Die Rolle Polens als eigener Absatzmarkt wächst, da auch polnische Unternehmen als Kunden des Maschinenbaus immer anspruchsvoller werden. Zugleich ist das Land für viele Maschinenbauer aus Deutschland weiterhin wichtig als Beschaffungsmarkt für Teile und Komponenten. Dies belegt auch die deutsche Maschineneinfuhr aus Polen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro im Jahr 2016: knapp 70 Prozent entfielen auf Teile und Komponenten und nur rund 30 Prozent auf Komplettmaschinen. Besonders geschätzt wird von deutscher Seite die große Einsatzbereitschaft und Flexibilität polnischer Zulieferer.
Der VDMA vertritt mehr als 3200 Mitgliedsunternehmen des mittelständisch geprägten Maschinen- und Anlagenbaus. Mit aktuell gut 1 Million Beschäftigten im Inland und einem Umsatz von 218 Milliarden Euro (2015) ist die Branche größter industrieller Arbeitgeber und einer der führenden deutschen Industriezweige insgesamt.
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