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Herkunftsnachweise für Strom aus Erneuerbaren Energien – Dritter interdisziplinärer GUTcert-Erfahrungsaustausch

Herkunftsnachweise für Strom aus Erneuerbaren Energien – Dritter interdisziplinärer GUTcert-Erfahrungsaustausch Posted on 11. Januar 2017

Am 01. Dezember 2016 fand der dritte interdisziplinäre GUTcert Erfahrungsaustausch für Herkunftsnachweise (HkN) für Strom aus Erneuerbaren Energien statt. An der Müllverwertungsanlage der ZMS in Schwandorf wurden mit dem Umweltbundesamt und verschiedenen Nutzern, wie Anlagenbetreibern, Umweltgutachtern oder Vermarktern, aktuelle Erfahrungen und Möglichkeiten zur Nutzung von Herkunftsnachweisen diskutiert.

Ein Fenster in die Praxis – nicht nur sprichwörtlich
Die Wahl des Veranstaltungsortes war kein Zufall: Durch die verglaste Fensterfront des Tagungsraums konnten die Teilnehmer einen direkten Blick auf das Geschehen in der Müllverwertungsanlage werfen. So wurde die Theorie der Fachvorträge gleich durch Beispiele aus der Praxis verdeutlicht.

Vom Hausmüll zum Grünstrom: Das Beispiel ZMS

Die Müllverwertungsanlage der ZMS nutzt in vier Linien mit einer Verbrennungskapazität von 450.000 Tonnen pro Jahr überwiegend Siedlungsabfälle der Region zur Wärme- und Stromerzeugung. Für den biogenen Anteil der Abfälle, der laut Referenzwert des Umweltbundesamtes (UBA) bei ca. 50% liegt, können nach der Bestätigung durch den Umweltgutachter entsprechende Herkunftsnachweise für Strom aus Erneuerbaren Energien über das UBA-Herkunftsnachweisregister ausgestellt werden.

Die Herkunftsnachweise können dann zur Grünstromkennzeichnung in den Stromabrechnungen oder ergänzend für verschiedene Grünstromprodukte genutzt werden, gemäß der Verpflichtung aus § 42 des Energiewirtschaftsgesetzes.

Das UBA-Herkunftsnachweisregister, seit 2013 in Betrieb, wird intensiv zur Stromkennzeichnung genutzt – eine gute Basis für sehr lebhafte und abwechslungsreiche Diskussionen während der Veranstaltung.

Die Sicht des Anlagenbetreibers
Die ZMS informierte die interdisziplinären Teilnehmer über die verschiedenen Nutzungsformen von Herkunftsnachweisen aus Sicht eines Anlagenbetreibers und gab Auskunft über die beteiligten Stakeholder, wie z.B. die Abnehmer der Herkunftsnachweise, Mitarbeiter, die Presse oder Verbraucherorganisationen. Um allen Beteiligten einen nachvollziehbaren Einblick in das Thema zu ermöglichen, hat sich die Öffentlichkeitsarbeit der ZMS dazu entschieden, Ablauf und Methodik in einem kurzen Videobeitrag für das Regionalfernsehen oder in lokalen Pressemitteilungen darzustellen.

Umweltbundesamt klärt auf über rechtliche Änderungen
Der Vortrag des Umweltbundesamts drehte sich um die aktuellen Änderungen im Herkunftsnachweisregister und vorgesehene Entwicklungen der rechtlichen Vorgaben. Im Zuge des EEG 2017 ist eine weitere Novellierung der Durchführungsverordnung vorgesehen, in der einige Auslegungsfragen noch weiter konkretisiert werden sollen. Herr Marty (Leiter Fachgebiet Herkunftsnachweise) verdeutlichte dabei, dass einige Fragen z.T. weiter diskutiert werden – also noch nicht abschließend geklärt sind, so z.B. die Umsetzung des Nettoprinzips, das Bestimmen des Inbetriebnahmedatums oder die Häufigkeit der Vor-Ort-Begutachtungen durch die Umweltgutachter.

Besonders interessant war die Auswertung des biogenen Anteils der thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland zwischen 2014-2015, wonach der biogene Anteil der verwerteten Abfälle im Durchschnitt ca. 47,8 bis 49,6% über die verschiedenen Zeiträume schwankte.

Auslegungsfragen für den Umweltgutachter
Über Umweltgutachtererfahrungen berichtete Herr Kroll von der GUTcert und verdeutlichte dabei einige zentrale Auslegungsfragen aus der Praxis. Dazu zählt u.a. die Anzahl der notwendigen Analysen für einen repräsentativen Wert für besondere Einsatzstoffe (Klärschlämme, Althölzer oder Klärgas) oder die Frage, von welcher Beschaffenheit bei Sickerwasser auszugehen ist, das in den Prozessen eingesetzt wird. Erläutert wurden auch noch einmal die Vorteile eines bestehenden Umweltmanagementsystems nach EMAS oder ISO 14001 in Verbindung mit der Begutachtung im Herkunftsnachweisregister.

Nach dem theoretischen Teil wurde mit allen Teilnehmern die Müllverwertungsanlage der ZMS besichtigt und Herr Beer (ZMS) erklärte noch einmal die einzelnen Prozessschritte der Anlage: von der Anlieferung per Bahn oder Müllfahrzeug über die Zwischenlagerung und thermische Verwertung bis hin zur Abgasreinigung und Entsorgung der Abfallstoffe der Anlage.

Ökostrommarkt und Ökolabels im Fokus
Am Nachmittag gaben Herr Malte Mertens (Bischoff & Ditze Energy GmbH) und Nils Dümcke (GP JOULE Connect) einen ausführlichen Überblick über die aktuellen Entwicklungen des Ökostrommarkts und die Möglichkeiten zur gemeinsamen Nutzung mit Ökolabels.

Dabei stellte Herr Mertens klar, dass Herkunftsnachweise des UBA-Herkunftsnachweisregisters keine Ökostromlabel für Produkte sind, sondern lediglich als Grundlage für die Erzeugung, den Handel und die Entwertung genutzt werden können. Zusätzliche Qualitätskriterien, wie z.B. das Alter der Anlage oder die Förderung spezieller Projekte, können nur über die bekannten Labels abgebildet werden.

Klärschlamm und Althölzer: Thermische Abfallbehandlung
Für die Branche der thermischen Abfallbehandlungsanlagen informierte Herr Schulte (ITAD) über aktuelle Entwicklungen des Marktes und die sinkenden energiespezifischen Emissionen (NOx, Staub, CO2, SO2) bei der Stromerzeugung. Zudem stellte er noch einmal das vom ITAD bereitgestellte Formblatt und Berechnungstool zur Unterstützung der zusätzlichen Berechnung des biogenen Anteils vor.

Im Rahmen einer ITAD-Literaturstudie zum biogenen Anteil und Heizwert von Klärschlämmen und Althölzern konnten erste vorläufige Ergebnisse präsentiert werden. Bei Interesse kann die inzwischen veröffentlichte Studie online eingesehen werden.

Die Teilnehmer konnten ihre Erfahrungswerte in die verschiedenen Vorträge einbringen und gewannen neue Erkenntnisse zum dynamischen Markt zur Nutzung und Vermarktung von Herkunftsnachweisen – wichtiges Wissen, um für das Jahr 2017 gut vorbereitet zu sein.

Bei Fragen zum Thema Herkunftsnachweise oder zur Veranstaltung steht Ihnen Herr David Kroll, GUTcert Fachbereichsleiter HkNR und Emissionshandel, gerne zur Verfügung.

Übrigens: der vierte Erfahrungsaustausch wird Ende 2017 stattfinden – gerne können Sie bereits unter akademie@gut-cert.de Ihren Platz reservieren.

Über die GUTcert GmbH

Die Zertifizierung von Integrierten Managementsystemen mit den Schwerpunkten Qualitäts-management, Umweltmanagement, Arbeitssicherheit sowie Energiemanagement ist das Hauptgeschäft der GUTcert. Weitere Kernkompetenzen der GUTcert sind die Verifizierung von Treibhausgasemissionen nach anerkannten Standards sowie die Zertifizierung der Nachhaltigkeitsanforderungen für Biomasse.

Als Mitglied der AFNOR Gruppe bietet die GUTcert ihre Zertifizierungsdienstleistungen im internationalen Netzwerk an, welches weltweit 28 Niederlassungen umfasst und mit 1.500 Auditoren und 20.000 Experten Kunden in über 90 Ländern betreut.

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